Deutsche Beiträge auf der Berlinale: Sind Roboter die besseren Männer?

2.3.2021, 11:48 Uhr
Deutsche Beiträge auf der Berlinale: Sind Roboter die besseren Männer?

© Christine Fenzl, NN

Dass bei der 71. Ausgabe des Festivals jeder für sich allein vorm Laptop, bestenfalls vorm Großbild-TV, hinstreamt, sind natürlich alles andere als ideale Bedingungen. So aber, wenn man der Sache etwas Positives abgewinnen will, ist das Rampenlicht einzig und allein auf die Filme selbst gerichtet – und im Wettbewerb kommen gleich vier von 15 Beiträgen aus Deutschland.

Den Streaming-Auftakt macht (zumindest für den Kritiker dieser Zeitung) mit „Ich bin dein Mensch“ der neue Film von Maria Schrader. Nachdem die Schauspielerin und Regisseurin zuletzt mit „Vor der Morgenröte“ über Stefan Zweig und der Netflix-Serie „Unorthodox“ große Erfolge landete, zieht es sie jetzt in eine ganz andere Richtung – in die nicht allzu ferne Zukunft in Berlin.

Der Perfektionswahn bei der Partnersuche hat darin längst ein neues Level erreicht. Der technische Fortschritt macht es möglich, dass Mann oder Frau sich einen optimalen Beziehungs-Roboter programmieren lassen kann. Forscherin Alma (Maren Eggert) soll ein solches Exemplar namens Tom (Dan Stevens) für ein Gutachten testen.

Deutsche Beiträge auf der Berlinale: Sind Roboter die besseren Männer?

© Christine Fenzl, NN

Anders als in vielen anderen Filmen über artifizielle Intelligenzen geht von Tom keinerlei unkontrollierte Gefahr aus. Vielmehr ist er der perfekt abgestimmte Bedürfniserfüller in Schraders minimalistischer Science-Fiction, die mit Leichtigkeit, amüsantem Tonfall und gefühlsirritiert widersprüchlicher Erkenntnis grundlegende philosophische Fragen stellt. Was macht den Menschen zum Menschen? Kann ein Roboter wirklich einen Menschen ersetzen? Und was braucht es für die Liebe?

Deutsche Beiträge auf der Berlinale: Sind Roboter die besseren Männer?

© Foto: Hanno Lentz / Lupa Film

Frei nach Erich Kästner

Dominik Grafs Beitrag spielt zwar auch in Berlin, geht aber eine andere Richtung in der Zeit. „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“, frei nach dem gleichnamigen Roman von Erich Kästner, beginnt in einem U-Bahnhof in der Gegenwart. Als die Kamera aber den Bahnhof verlässt, gleitet der Film in die Vergangenheit: ins Jahr 1931. Tom Schilling spielt dort den titelgebenden Protagonisten Jakob Fabian, der in einer Zigarettenfabrik in der Werbeabteilung arbeitet und sich in seine Nachbarin Cornelia (Saskia Rosendahl) verliebt. Doch dann wird er unerwartet arbeitslos. Cornelias anstehende Schauspielkarriere führt zum Bruch zwischen den beiden. Und sein bester Freund (Albrecht Schuch) nimmt sich das Leben. Fabians Leben gerät aus der Bahn, während die Nazis mehr und mehr in die Gesellschaft kriechen.

Wie Graf davon erzählt, macht „Fabian“ in vielerlei Hinsicht zu einem spannenden Literaturverfilmungskinobrocken. Gerade zu Beginn, bis der Film mit der anbahnenden Liebe zwischen Fabian und Cornelia ruhiger wird, ist die Inszenierung flackernd, aufgekratzt, spielerisch, mitunter anstrengend. Der Regisseur („Die geliebten Schwestern“), der sicherlich zu den kompromisslosen deutschen Filmemachern zählt, setzt seine Version des Stoffes schließlich entsprechend herausfordernd mit formaler Eigenwilligkeit um. Allerdings könnte der satte Dreistünder nicht nur etwas straffer sein, sondern auf die lange Distanz auch konsequent so aufregend, wie er sich gibt.

Verwandte Themen


Keine Kommentare