Die dunkle Seite der Städte

17.9.2012, 00:00 Uhr
Die dunkle Seite der Städte

© Voss

„Bitte keine E-Mail!“ steht auf dem Briefpapier von Axel Voss. Und auch bei seiner grafischen Arbeit bleibt der Computer außen vor. Hier ist alles Handarbeit! Das ist wichtig zu wissen, denn sonst hält man die Punkteraster, die sich über den Stadtansichten zu Wolken formieren, leicht für digital eingefügte Muster. Das Gegenteil ist der Fall: Voss (Jahrgang 1966) trägt die Raster mit einem eigens von ihm entwickelten Rollstempel auf, wieder und wieder gleitet er damit über die vorher ausgeschnittenen Schablonen.

„Das ist eine super unpräzise und wahnsinnig aufwendige Methode“, sagt der Künstler — aber nur so erzielt er das gewünschte, organisch anmutende Ergebnis. Und wie das zustande kommt, versucht er dem Ausstellungsbesucher an einem kleinen Arbeitstisch zu vermitteln. Hier liegen Papiere, Schablonen, Arbeitsproben und die Rollstempel.

Döner ist schöner

Öde Straßen mit Hochbahnen und gleichförmiger Architektur, in der sich Fast-Food-Ketten und Baumärkte befinden: Wer sich mit Axel Voss auf den Weg durch seine gezeichneten Stadtlandschaften macht, darf nicht auf Park-Idyllen oder Altstadt-Romantik hoffen. „Meine Frau schleppt mich auf Reisen immer wieder in Grünanlagen. Aber für meine Kunst haben sie mich bislang noch nicht gereizt“, gesteht der Künstler mit dem unbestechlichen Blick für die urbane Tristesse.

Dafür blickt er lieber auf Stein, Stahl und Beton, auf die Schmuddelecken und tristen Wohnsilos der modernen Städte — und auf das, was sie verbindet. Döner-Restauarants zum Beispiel. Die hat Voss in diversen Ländern gezeichnet. Schließlich, so meint er, stolpert man überall darüber und sie seien deutlich sympathischer, weil individueller als die weltweiten Fast-Food-Ketten.

Seinen Hunger auf Farbe hat der Künstler, der vor allem mit farbigen Siebdrucken bekannt ist, übrigens nur vorübergehend unterdrückt. „Wir zeigen hier den unbekannten Axel Voss“, meint Fredder Wanoth vom Bernsteinzimmer über die Auswahl der Tusche- und Bleistiftzeichnugen. Und wer jetzt befürchtet, dass die schwarz-weißen Großstadtansichten die nahende Herbstdepression unnötig verstärken, dem leuchtet Axel Voss zur Begrüßung immerhin mit seiner „Road to nowhere“ im Lichtkasten heim. Sie verläuft zwischen Nürnberg und Fürth.

Axel Voss: „Schwarz auf Weiß“, Galerie Bernsteinzimmer, Großweidenmühlstr. 11, bis 14. Oktober, Sa./So. 15-19 Uhr

 

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