Mit Uwe Lausen und Heide Stolz

Du lebst nur keinmal

14.7.2021, 13:02 Uhr
Du lebst nur keinmal

© Franz Kimmel © VG Bild-Kunst, Bonn 2021.

Die Themen, mit denen sich Uwe Lausen (1941 – 1970) und Heide Stolz (1939 – 1985) auseinandersetzen, sind soziale Ungleichheiten und das gesellschaftliche Verneinen der damals jüngst vergangenen deutschen Geschichte. Die Leinwände und Papierarbeiten von Lausen und die Fotografien von Stolz erzählen dabei von der Rolle des Einzelnen im sich wandelnden gesellschaftlichen Kontext der 1960er Jahre, aber auch vom künstlerischen Austausch und gegenseitiger Beeinflussung.

Als sich das Paar 1961 im Umfeld der Münchner Künstlergruppe SPUR mit den Protagonisten Lothar Fischer, Heimrad Prem, Helmut Sturm und HP Zimmer kennenlernt, stehen beide am Anfang ihrer künstlerischen Entwicklung. Sie suchen nach Möglichkeiten, gegen starre und enge Gesellschaftsstrukturen zu revoltieren. Heide Stolz experimentiert mit Fotogrammen und Doppelbelichtungen, 1964 und 1965 entstehen großformatige Collagen aus Werbeplakaten. Auch Uwe Lausen beginnt unter anderem Fotografien in seine Leinwände zu collagieren.

1965 erwirbt das Paar südlich von München einen Bauernhof, „Anenlatz“ genannt und als „Zentrum der Reaktion“ ausgerufen. Damit wenden sie sich gegen die „Mitläufer und Mitkäufer des unaufhaltsamen Fortschritts“. Die Zimmer des Hofes gestalten Uwe Lausen und Heide Stolz in grellen Farbkontrasten wie rot-grün oder gelb-blau. In der Folge finden sich diese dann nicht nur in Lausens Gemälden wieder, sondern werden durch Stolz fotografisch in die gleichen Räume zurückinszeniert. Dieses Vexierspiel, in dem Personen mit den Leinwandfiguren interagieren, verwischt die Trennung von Bildraum und Raumbild, von Lebensraum und Kunstraum.

Anlässlich des 50. Todestages von Uwe Lausen würdigten die Staatsgalerie Stuttgart und das Museum Gunzenhauser in Chemnitz das Schaffen des früh durch Freitod verstorbenen Autodidakten mit einer von Selima Niggl kuratierten Retrospektive. Im Museum Lothar Fischer wird die Doppelausstellung nun in modifizierter Form gezeigt.

http://museum-lothar-fischer.de

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