Feierabend mit Bob Dylan

19.1.2018, 11:02 Uhr
Feierabend mit Bob Dylan

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Feierabend mit Bob Dylan

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Die Nürnberger haben eine besondere Beziehung zu Bob Dylan, der 1978 auf dem Zeppelinfeld sein erstes Open-Air-Konzert in Deutschland gab. Ein paar Verehrer des Musikers hatten im Jahr 2009, also lange vor der Literatur-Nobelpreisverleihung, eine zündende Idee und wollten dem Meister auf ihre ganz persönliche Weise huldigen. Und wie sollte das besser gelingen, als durch die Interpretation seines Werkes? Und zwar so, dass sie jeder verstehen kann.

Die geheimnisvoll verschlüsselten Songs von Bob Dylan haben eine ganze Generation fasziniert und viele Künstler immer wieder interpretiert. Da aller guten Dinge bekanntlich drei sind, stand der Titel der Hommage schnell fest: "Drei Mal Dylan". In diesem Fall bedeutet das Englisch, Hochdeutsch und Fränkisch.

Was als einmalige Sache geplant war, entpuppte sich schnell als Selbstläufer: Seit zehn Jahren hat der unterhaltsame Dylan-Abend einen festen Platz im Januar-Programm des Hubertussaals – und im Herzen des Publikums. Ein Erfolg, der anfangs nicht abzusehen war.

Der Nürnberger Sänger und Gitarrist Doc Scholz, im Hauptberuf Mediziner, singt seine liebsten Dylan-Songs im englischen Original; begleitet wird er dabei von dem Gitarristen Holger Stamm und dem Schlagzeuger Charles Blackledge. Scholz orientiert sich vor allem am Dylan der 60er und 70er Jahre. "Es ändern sich die Zeiten" hat Ernst Schultz, seit den Zeiten der Deutsch-Rock-Gruppe "Ihre Kinder" in verschiedenen Bands aktiv, sein Album mit passgenauen Dylan-Übersetzungen genannt. Zusammen mit dem Banjo-Spieler Obi Barthmann und dem Bassisten Peter Tobolla spielt Schultz unplugged und singt Dylan auf Deutsch.

Der Dialekt-Dichter Helmut Haberkamm ("No Woman, no Cry — Ka Weiber, ka Gschrei") überträgt anglo-amerikanische Pop-Poesie gerne in fränkische Mundart. Er liest seine stimmungsvollen Dylan-Versionen und der expressive Liedermacher Johann Müller singt auf seine unnachahmliche Weise Dylan im Dialekt.

Am stimmigen Konzept hat sich über die Jahre so gut wie nichts geändert, nur die Songs wurden immer wieder ausgetauscht. Inzwischen konnte man über 200 verschiedene Titel hören. Storys über den mysteriösen Meister und seine Musik runden die Hommage ab.

In diesem Jahr bietet "Drei Mal Dylan" einen Vorgeschmack auf das Nürnberger Gastspiel von Bob Dylan am 22. April in der Frankenhalle. Eines ist gewiss: Der unberechenbare Künstler, der sich immer wieder neu erfindet, wird seine Songs garantiert nicht im fränkischen Dialekt singen, auch wenn es manchmal so klingt.

Während das Original unverdrossen seine "Never Ending Tour" fortsetzt, scheint auch der Musikalische Feierabend in Nürnberg eine unendliche (Erfolgs-) Geschichte zu werden. Auf die Frage, wie lange es "Drei Mal Dylan" noch geben wird, antwortet Ernst Schultz mit einem Zitat: "The answer, my friend, is blowin’ in the wind." Am besten schon mal Karten für 2019 bestellen.

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