Fränkisches Freilandmuseum: Letzte Rettung für alte Häuser

8.1.2018, 11:37 Uhr
Fränkisches Freilandmuseum: Letzte Rettung für alte Häuser

© Ute Rauschenbach

Es begann mit einer kleinen Gruppe von 13 Häusern. Das allererste Haus, das im Museum wieder aufgebaut wurde, war übrigens ein Gasthaus, das ehemalige Gasthaus „Zur Krone“ aus Oberampfrach im Landkreis Ansbach. Was für ein geschickter Schachzug! So gab es von Anfang an einen würdigen Rahmen für fränkische Gastlichkeit und gute, dem Museum förderliche Gespräche.

Baugruppen zeigen Vielfalt

Bemerkenswert ist, dass der Aufbauplan des Museums im Laufe der Jahrzehnte bei aller Verfeinerung im Detail nicht grundsätzlich geändert wurde. So stand das Konzept fest, bevor auch nur ein Stein bewegt wurde, und hat bis heute Gültigkeit. Drei Baugruppen zeigen Häuser aus drei grundsätzlich verschiedenen Regionen, dem Altmühlgebiet, der Gegend um Nürnberg bis hinauf in die Fränkische Schweiz und dem Mainfränkischen. Bestimmend für die Unterscheidung sind die Haus- und Hofformen dieser Regionen, die sich im Wesentlichen aus der Art des verwendeten Baumaterials und den örtlichen Gegebenheiten entwickelten. So stehen in der „Baugruppe Süd“ die Häuser aus dem Altmühlgebiet, die „Jura-Häuser“ mit ihren leuchtend hellen Kalksteinwänden und Kalkschieferdächern. In dieser Region waren die Dörfer oft sehr lang gestreckt., da sie an Straßen entlang entstanden, welche häufig durch tief eingekerbte Flusstäler führten.

Im Osten des Museums wurden die Häuser aus dem Gebiet zwischen Regnitz und der nördlichen Frankenalb aufgebaut, einige davon aus Sandstein. Charakteristisch ist die Anordnung von Wohnstallhaus, Scheune und weiteren Stallgebäuden mit vergleichsweise viel Abstand innerhalb eines Hofes. Auch die einzelnen Höfe standen locker gruppiert um einen Dorfkern.

Im Westen befindet sich die größte Baugruppe mit Bruchstein- und Fachwerkhäusern aus dem Mainfränkischen und der Frankenhöhe. Hier fanden sich häufig mit Mauern abgeschlossene Hofanlagen mit großen Einfahrtstoren.

Dazu kommen noch thematisch angeordnete Baugruppen: die Mittelalter-Baugruppe, die Baugruppe mit Häusern der ländlichen Industrie, wie die Ziegelei und die Baugruppe Stadt mit der Spitalkirche, dem historischen Bauhof und der Kräuter-Apotheke. Eine neue Baugruppe im Museum ist die „Baugruppe 20. Jahrhundert“ mit dem Behelfsheim aus Ottenhofen von 1944 und dem Stahlhaus aus Nerreth von 1949 am westlichen Rand des Museum mit Erweiterungspotential.

Rückblick in Zahlen

Die Bilanz der Zahlen ist beeindruckend: 35 Jahre Freilandmuseum beinhalten 5,8 Millionen Besucherinnen und Besucher, über 100 museumseigene Publikationen, 24 Dauerausstellungen in den Häusern zu Berufen, landwirtschaftlichen Geräten und Hausgeschichten und 148 Sonderausstellungen mit ganz unterschiedlichen Themenstellungen. Sie reichen von der „Zwangsarbeit auf dem Land“ über „Einkaufen in dör ichen Strukturen“ bis hin zu „Dörfliche Jahrmärkte“. Ein Großteil der Ausstellungen wurde selber gestemmt, etliche größere im Ausstellungsverbund mit anderen Freilichtmuseen erarbeitet. 

Derzeit gibt es im Museum 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Wissenschaft, Pädagogik, Handwerk, Service und Verwaltung, dazu 30 kurzfristig beschäftigte Vorführ-Handwerker und Hilfskräfte sowie 30 Museums-Führerinnen und – ganz wichtig – drei Fördervereine. Der größte widmet sich dem Aufbau einzelner Häuser und nanziert eine Volontärstelle, die beiden kleineren fördern Spitalkirche und Jagdschlösschen.

Insgesamt stehen im Museum mittlerweile 137 bauliche Anlagen – wobei unter diesen Begriff auch Brücken, Wegkapellen und Hühnerställe fallen. Vor 35 Jahren war nicht absehbar, wie prächtig sich das Museum entwickeln würde. Nicht nur für den ersten Museumsleiter Konrad Bedal ist es heute eine immer noch unglaubliche und sehr beglückende Geschichte, die das Fränkische Freilandmuseum nicht zuletzt dank seiner zahlreichen Wegbereiter, Wegbegleiter, Freunde und Förderer nehmen durfte. Der zweite und aktuelle Museumsleiter Herbert May, das Museumsteam, seine Fördervereine und Freunde arbeiten ebenso stetig daran, das Museum lebendig und attraktiv zu halten. 

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