Gefährlicher Dreh: Ferres spricht über "Meister des Todes 2"

31.3.2020, 19:15 Uhr
Gefährlicher Dreh: Ferres spricht über

© Foto: SWR/Diwa Film/Nurivan Mendoza Memije

Frau Ferres, der vielbeachtete Film "Meister des Todes" befasste sich 2015 mit illegalen deutschen Waffenexporten nach Mexiko, jetzt kommt die Fortsetzung ins Fernsehen. Sie spielen eine glühende Waffengegnerin. Sind Sie selber eine?

Veronica Ferres: Vor dem ersten Teil hatte Daniel Harrich ein Interview von mir in der Zeitung gelesen, in dem ich mich gegen die Waffenlobby geäußert hatte. Er hat dann irgendwie meine Handynummer rausgefunden, mich angerufen und wollte mich kennenlernen. Als wir uns getroffen haben, fragte er mich, ob ich Lust hätte, die Ehefrau eines Drahtziehers der Waffenfirma in seinem Film zu spielen. Ich habe sofort zugesagt. 

In der Fortsetzung ist Ihre Rolle viel größer geworden, Sie spielen jetzt die Schlüsselfigur des Films…

Ferres: Damals waren es zwei Drehtage, jetzt wurde meine Figur zu einer Hauptrolle ausgebaut, ich hatte 20 Drehtage. Das bedeutete eine viel intensivere Vorbereitung, die schon vier Monate vor Drehbeginn anfing. Es war eine spannende Herausforderung und ich bin sehr stolz, dass ich Teil dieses Teams sein durfte, das eine so wichtige Geschichte erzählt.

Sie spielen die Frau eines Managers einer Waffenfirma, die nicht länger damit leben kann, dass diese Waffen illegal in Krisengebiete exportiert werden und dort großes Unheil anrichten...

Ferres: Sabine ist eine Mitläuferin, sie hat jahrzehntelang gut gelebt vom illegalen Verkauf dieser Waffen, mit denen tausende unschuldiger Menschen getötet wurden. Doch irgendwann kann sie nicht mehr wegsehen, sie beginnt zu trinken.

Der erste Film löste einen Prozess gegen Ex-Mitarbeiter des Waffenherstellers Heckler & Koch wegen des Verdachts auf illegale Waffenexporte. Eben dieser Prozess ist nun Gegenstand der Fortsetzung…

Ferres: Daniel Harrich war im Prozess persönlich anwesend und hat mich jeden Tag über WhatsApp auf dem Laufenden gehalten. Die Texte im Film lehnen sich, soweit juristisch möglich, an diese Realität an.

Ein anderer Teil des Films wurde in Mexiko gedreht und basiert auf einem wahren Fall: Sechs Studenten wurden von Angehörigen der Polizei erschossen, 43 weitere sind verschwunden. Wie haben Sie recherchiert?

Ferres: Ich habe Anwälte kennengelernt, die sich für die Rechte der Eltern der vermissten 43 mexikanischen Studenten einsetzen, aber auch einige Mütter der Jungs, mit einer habe ich mich ganz besonders intensiv unterhalten. Man kann es nicht in Worte fassen, wie es ist, mit diesen Müttern zu sprechen, es ist unfassbar, was sie durchleiden. Sie hoffen, dass ihre Kinder doch noch irgendwann zurückkommen. Diese Familien lösen sich bei einer Mahnwache in Mexiko City ab, sie kommen dafür von weit her, die Busfahrten kosten viel Geld. Wir haben sie und die Kanzlei selbstverständlich finanziell unterstützt.

Der erste Film wurde unter Geheimhaltung gedreht, damit kein deutscher Waffenhersteller auf die Idee kommt, gegen das Projekt vorzugehen. War das auch bei "Meister des Todes 2" so?

Ferres: Ja, wir haben nicht über das Projekt sprechen dürfen, bevor der fertige Film der Presse vorgestellt wurde. Und ich war inkognito in Mexiko. Wenn durchgesickert wäre, dass ich eine bekannte Schauspielerin bin, hätte die Gefahr einer Entführung bestanden. Entführungen sind dort an der Tagesordnung. Als ich eingereist bin, habe ich nach der Passkontrolle nicht mehr als Veronica Ferres existiert. Ich wurde im Hotel unter falschem Namen eingecheckt, alle Mexikaner haben mich mit Maria angeredet. Das war komisch an den ersten Tagen. Wenn gerufen wurde "Maria, komm bitte zum Set", dachte ich dauernd: "Wer ist Maria?".

Hatten Sie Angst?

Ferres: Ja, ich hatte oft Angst. Wir haben in Iztapalapa gedreht, das ist eines der gefährlichsten Viertel in Mexiko-Stadt, dort gilt kein Gesetz. Wenn da jemand seinen Nachbarn erschießt, kommt keine Polizei. Wir waren mittendrin, schutzlos, die hätten alles mit uns tun können. Aber die Gangs und kriminellen Organisationen haben uns in Ruhe gelassen, denn Daniel hat es geschafft, den Menschen klar zu machen, wie wichtig dieser Film ist.

Wie nahe ist "Meister des Todes 2" an der Realität?

Ferres: Der Film basiert auf Fakten, das zeigt auch die anschließende Dokumentation. Jugendliche Studenten, die nur friedlich demonstrieren wollten, wurden erschossen und irgendwo verscharrt. Dass Deutschland in solche Gebiete illegal Waffen ausliefert, ist einfach empörend. Haben wir das nötig, so unser Geld zu machen – als eines der reichsten Länder der Welt?

Welche Reaktionen auf den Film erhoffen Sie sich?

Ferres: Das Schönste wäre, wenn die Menschen anschließend darüber reden, dass wir als Gesellschaft unsere Politiker zu einer neuen Verantwortung erziehen. Vielleicht haben wir auch die Chance, wie mit dem ersten Fall wieder einen Gerichtsprozess in Gang zu setzen.

"Meister des Todes", am Mittwoch im 20.15 Uhr, ARD

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