Gluck-Festspiele: Orpheus steigt in den Burgberg hinab

19.3.2010, 00:00 Uhr
Gluck-Festspiele: Orpheus steigt in den Burgberg hinab

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Immerhin wird heuer dank neuer Kooperationspartner ein hochkarätiges Programm mit renommierten Künstlern geboten. Zur Eröffnungsgala im Opernhaus reisen die Mezzosopranistin Anne Sofie von Otter und der für seine Gluck-Einspielungen bekannte Marc Minkowski mit seinem Ensemble Les Musiciens du Louvre an.

Einen Tag später verpflanzt die Uraufführung des Programms »Orpheus@Felsen.Gaenge« den von Gluck thematisierten Orpheus-Mythos in die fränkische Variante der Unterwelt – die Felsengänge unter dem Burgberg. An dem Projekt sind auch die Städte Neapel und das südfranzösische Bayonne beteiligt, die das von drei Regisseuren (darunter Andreas Baesler) als Mischung aus Installation und Performance erarbeitete Projekt später ebenfalls zeigen wollen. Denn sie sind ebenfalls unterhöhlt, wie Theiler schon in eigener Anschauung erfahren durfte: »Auch Neapel hat eine Unterwelt«, sagte der Staatsintendant.

Anders als im Mythos soll die Nürnberger Orpheus-Variante ein Happy-End haben, versicherte Dramaturg Johann Casimir Eule gestern bei der Programmvorstellung: Die Besucher sollen die kühle Unterwelt wieder verlassen dürfen, als Belohnung warten Bier und Bratwürste in der Altstadthof-Brauerei auf die Wagemutigen.

Ein »absolutes Opern-Juwel« verspricht die Kooperation mit den Schwetziger Festspielen, die am 20. Juli die tragédie lyrique »Andromaque« von André-Ernest-Modeste Grétry ins Opernhaus bringt. Grétry war Glucks freundschaftlich verbundener Konkurrent in Paris, seine Oper nach Jean Racines gleichnamiger Tragödie wurde seit ihrer Uraufführung 1780 nie wieder inszeniert. Dass sie in Nürnberg - nach der Schwetzinger Premiere am 23. April – in der gleichen Woche wie Claus Guths wiederaufgenommene Erfolgsinszenierung von Glucks »Iphigénie en Tauride« (18. Juli) gezeigt werde, sei eine einmalige Konstellation, so Eule.

Hervé Niquet, der mit seinem Ensemble »Le Concert Spirituel« die Ausgrabung dirigieren wird, leitet am 23. Juli auch die Nürnberger Philharmoniker beim Konzert mit der französischen Sopranistin Véronique Gens, bei dem Werke von Gluck, Mozart, Arriaga und Berlioz auf dem Program stehen.

Weitere Kooperationspartner sind die Nürnberger Symphoniker, die unter der Leitung von Michael Hofstetter Berlioz’ Fassung von Glucks »Orphée et Euridice« – mit Orpheus als Mezzosopran – konzertant aufführen werden.

Der Jazzer Thilo Wolf und seine Band wagen sich zusammen mit der Sopranistin Melanie Hirsch auf dem Klarissenplatz an »Gluck and friends«. Das Junge Tonkünstler Orchester Bayreuth spielt im Historischen Rathaussaal sinfonische Musik, die im Kontext der französischen Revolution entstanden ist.

Und auch das Internationale Kammermusikfestival Nürnberg kooperiert. Bei der Tanzoper »Schau nicht zurück, Orfeo!« bringen sich Schüler mit Migrationshintergrund choreografisch zur Musik von Stefan Hakenberg ein, Frances Pappas singt den Orpheus.

Wieviel Geld angesichts der Stars und Kooperationen beim Gluck-Festival heuer bewegt wird, wollte Hauptsponsor und »Glucks Stellvertreter auf Erden«, Hans-Peter Schmidt, nur andeuten. »Zwischen einer halben und einer Million Euro« betrage der Gesamtetat, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende der Nürnberger Versicherungen sybillinisch.

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