Golden Globes: "La La Land" schlägt sie alle

9.1.2017, 08:04 Uhr
Das Musical-Drama "La La Land" mit Ryan Gosling und Emma Stone war bei den Globes der große Abräumer.

© AFP/Alberto E. Rodriguez Das Musical-Drama "La La Land" mit Ryan Gosling und Emma Stone war bei den Globes der große Abräumer.

Meryl Streep wurde bei der Gala mit dem Cecil B. Demille-Preis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet - und nutzte ihren Auftritt auf der Bühne für klare Worte über den künftigen US-Präsidenten Donald Trump. "Wenn die Mächtigen ihre Position benutzen, um andere zu tyrannisieren, dann verlieren wir alle", sagte die 67-jährige Streep unter Tränen bei der Verleihung der Golden Globes.

Die eindrücklichste Szene des Jahres sei für sie nicht in einem Film gewesen, sondern als Trump in einer Wahlkampfrede die Bewegungen eines körperlich Behinderten nachgeäfft habe. "Dieser Instinkt, andere zu demütigen, zieht sich in den Alltag von uns allen."

Viele Galagäste im Saal reagierten sichtlich gerührt. Auch bei Twitter lobten viele Streeps Auftritt: "Ein überwältigender Moment, wie wir ihn selten im Fernsehen sehen", schrieb etwa Regisseur Michael Moore über Streeps "leidenschaftliche Golden-Globe-Rede". Schauspielerin Julianne Moore verwies auf das Streep-Zitat "Wenn die Mächtigen ihre Position benutzen, um andere zu tyrannisieren, dann verlieren wir alle" - und ergänzte: "Danke #MerylStreep". Ihre Kollegin Juliette Lewis twitterte: "Meryl Streep sagt alles, was gesagt werden muss auf sehr profunde und elegante Weise."

Brad Pitt zurück auf dem Roten Teppich

Auch Hollywood-Star Brad Pitt (53) hat bei den Golden Globes überrascht - mit seinem ersten großen Auftritt nach seiner Trennung von Angelina Jolie (41). Der US-Schauspieler stellte am Sonntagabend den Film "Moonlight" vor, der danach als bestes Drama ausgezeichnet wurde. Pitts Produktionsfirma hatte das Werk über einen jungen, schwulen Afro-Amerikaner koproduziert. Sein Auftritt hat sich gelohnt, denn "Moonlight" heimste promt den Goldenen Globus als bestes Filmdrama ein.

Diese Filme wurden prämiert

Der große Abräumer bei den Filmen aber war ein ganz anderer. "La La Land", der von einer Liebe zwischen einem jungen Jazzpianisten und einer aufstrebenden Schauspielerin in Hollywood erzählt, wurde mit sieben Golden Globes belohnt. Das ist ein Rekord, so viele Globes holte vor ihm kein Film. Bislang hatte es bei den Golden Globes höchstens sechs Auszeichnungen für einen Film gegeben: Das hatten in den 1970er Jahren jeweils "Einer flog über das Kuckucksnest" und "Midnight Express" geschafft. Hinzu kommt, dass "La La Land" in allen wichtigen Kategorien die Preise holte. Zunächst als "Beste Komödie/Musical", dann die beiden Hauptdarsteller Ryan Gosling und Emma Stone als "Bester Hauptdarsteller" und "Beste Hauptdarstellerin" und Regisseur Damien Chazelle für die "Beste Regie" und das "Beste Drehbuch". Wie es sich für einen Musical-Film gehört, wurde der Streifen auch für "Beste Filmmusik" und "Bester Filmsong" prämiert.

Bei den Dramen wurde Casey Affleck als "Bester Schauspieler" in dem Film "Manchester by the Sea" ausgezeichnet. Es ist der erste Golden Globe für den Bruder von Oscarpreisträger Ben Affleck. Isabelle Huppert erhielt den Globe als "Beste Schauspielerin in einem Filmdrama" für ihre Rolle in der französisch-deutschen Koproduktion "Elle". Der Film wurde ebenfalls als bester, nicht-englischsprachiger Film ausgezeichnet.

Die Vater-Tochter-Geschichte "Toni Erdmann" der deutschen Regisseurin Maren Ade ist bei der Verleihung der Golden Globes allerdings leer ausgegangen.

Der letzte deutsche Film, der den Golden Globe als bester Auslandsfilm nach Deutschland holte, war 2010 das Schwarz-Weiß-Drama "Das weiße Band" von Michael Haneke. "Toni Erdmann" ist in diesem Jahr auch der deutsche Oscar-Kandidat.

Die Trophäe für den "Besten Animationsfilm" erhielt derweil der Film Zoomania.

Die Globen als "Beste Nebendarsteller" gingen an Aaron Taylor-Johnson für seine Rolle in "Nocturnal Animals" und Viola Davis in "Fences".

Viola Davis wurde vor den Globes zudem in einer bewegenden Zeremoniev auf dem "Walk of Fame" in Hollywood mit einer Sternenplakette verewigt worden. Die 51-jährige Afroamerikanerin, die mit fünf Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs, erinnerte am Donnerstag an ihre harte Kindheit. Sie sei immer hungrig gewesen und habe scheu im Hintergrund gestanden. Aber tief drinnen habe sie "große Träume" gehabt. Sie könne kaum glauben, was sie in ihrem Leben erreicht habe, sagte Davis zu Tränen gerührt.

Royale Serienhits

Bei den Serien wurde "The Crown" über die britische Königin Elisabeth II. als beste Dramaserie ausgezeichnet. Für die Titelrolle der Netflix-Reihe gewann am Sonntagabend Claire Foy auch den Preis als beste Schauspielerin in einer Dramaserie.

Der Preis für die beste Comedyserie ging an das in Deutschland beim Pay-TV-Sender FOX laufende "Atlanta". Dessen Erfinder Donald Glover gewann auch den Preis als bester Hauptdarsteller in einer Comedyreihe. Er spielt in der Serie des US-Kleinsenders FX einen gescheiterten Alleingänger, der zum Manager seines rappenden Cousins wird.

Bester Hauptdarsteller in einer Dramaserie wurde Billy Bob Thornton in der Amazonserie "Goliath". Tracee Ellis Ross gewann als beste Hauptdarstellerin in einer Comedyserie für "Black-ish". In den USA läuft sie auf ABC, in Deutschland ist sie nur auf DVD oder zum Kauf bei Internetportalen erhältlich. Der Preis war die einzige Auszeichnung für eine Reihe von einem der großen US-TV-Sender.

In den Kategorien für "Miniserie oder Fernsehfilm" triumphierten zwei Serien zu zeitgenössischen Themen: "The People v. O.J. Simpson: American Crime Story" wurde zur besten Miniserie erklärt. Schauspielerin Sarah Paulson gewann für ihre Rolle in der Reihe über den Mordprozess gegen den früheren Football-Star den Preis als beste Darstellerin. Die Serie ist eine Produktion des US-Senders FX – in Deutschland bei Sky Atlantic zu sehen. Alle drei weiteren Schauspielpreise gingen an "The Night Manager", eine Thrillerserie nach einem Roman von John le Carré: Tom Hiddleston siegte als bester Hauptdarsteller; Hugh Laurie und Olivia Colman gewannen darin die Preise für Nebendarsteller. Die Serie wurde von der britischen BBC produziert und auch bei Amazon gezeigt. Der Sender HBO ging in diesem Jahr dagegen überraschenderweise völlig leer aus. Der US-Kabelsender produziert beliebte Serien wie "Game of Thrones" und die Politsatire "Veep".

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