Goldene "Lola" für Nürnberger Filmemacher

21.11.2019, 20:52 Uhr
Goldene

© Foto: Nana Productions

"So a Scheiß", sagen die fünf Darsteller nacheinander, einziger Spielort ist eine Bank vor sichtlich ländlicher Hausfassade. Es geht um ein letztes Geständnis vor dem nahenden Weltuntergang. Fünf Minuten haben die Protagonisten noch, um letzte Dinge zu regeln. Und verheddern sich heillos und sehr witzig in allerlei Liebesgeständnissen und banalen, aber doch wieder elementaren Gefühlsknäueln.

Heimüller erzählt (und spielt als einer der fünf Darsteller) auf skurrile Art eine mehrstimmige Lebensbeichte, bei der allzu menschliche Reaktionen nicht ausbleiben. "Ein bisschen österreichischer Humor ist da auch eingeflossen."

Warum kratzt man mühsam Geld zusammen (das Filmbüro Franken förderte das Projekt), koodiniert Drehtermine und überzeugt Kollegen – für zehn Minuten Film? "Das haben glaube ich viele Schauspieler in sich, diesen Erzähldrang", sagt der frisch gebackene Preisträger – und gesteht, dass er zwischendurch auch gern mal hingeschmissen hätte. "Der Trend zu dystopischen Filmen ist ja gerade in der Welt, wir sind alle ein bisschen unruhig angesichts von Klimaveränderungen und anderen Unsicherheiten. Ich wollte aber unbedingt eine Komödie machen vor einem dramatischen Hintergrund."

Einziger Independent-Film

Stolz ist der Nürnberger Filmemacher, dass er als einziger Independent-Filmer mit einer Lola ausgezeichnet wurde. Und die Jury-Mitglieder haben ihm verraten, dass das kleine Budget auch in ihre Entscheidung eingeflossen sind. Schließlich war die Konkurrenz hauptsächlich von den Hochschulabsolventen eingereicht worden, die auf professionelle Hilfe bei der Produktion zurückgreifen könnten.

Die in Nürnberg durch viele Theaterproduktionen bekannte Tina Geißinger übernahm die Co-Regie, Martin Zels, früher Musiker beim Kindertheater Pfütze, lieferte den Soundtrack. Premiere hatte der Film Anfang des Jahres beim Kurzfilmfestival in Regensburg, mit der Lola-Auszeichnung gibt es jetzt die Chance, bei vielen weiteren Festivals und auf der Filmtour gezeigt zu werden, die die AG Kurzfilm in ganz Deutschland vorführt.

Die 30 000 Euro, die Heimüller als Preisgeld erhält, sind zweckgebunden, sprich: Ein nächster Film wird entstehen. Über den will der in Nürnberg und Berlin lebende Schauspieler, Musiker und Regisseur, der auch am Theater Pfütze, bei Tafelhallen-Produktionen und am Gostner Hoftheater aktiv ist, noch nicht zu viel verraten. "Es wird wohl ein Mockumentary werden", also eine fingierte (und witzige) Dokumentation – diesmal eher mit Berliner als mit Wiener Schmäh. Und diesmal mit einer Produktionsfirma an der Seite. "Denn Hotels zu reservieren und zugleich an Drehbuch und Regie zu feilen, das bricht einem allein fast das Genick".

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