Hans-Sachs-Chor: So macht jede einzelne Jahreszeit Spaß

22.5.2017, 18:41 Uhr

So streift der steife Wiener Aristokrat mitunter das Gebiet der unfreiwilligen Komik, wenn er seine drei rustikalen Protagonisten namens Simon, Lukas und Hannchen das lustige Landleben illustrieren und von "bunter Sonnenbrut" oder "der Erde Busen" singen lässt.

Doch auch auf die musikalische Gestaltung, und das gefiel Haydn gar nicht, wollte der Dilettant Einfluss nehmen: Er wünschte sich die Imitation von Sumpffröschen durch Naturhörner – wo das zoologische Register der Komposition, das unter anderem mit Grillen, Jagdhunden und diversem Geflügel aufwartet, doch schon ausreichend lang war! Der Klügere gab nach und instrumentierte die Stelle – aber nicht ohne im Klavierauszug eine unflätige Bemerkung über den "französischen Quark" (oder Quak?), der ihm da "aufgedrungen" worden sei, zu notieren.

Haydn selbst hätte es vielleicht gefreut, dass die Solisten der Nürnberger Symphoniker diese geschmacklich grenzwertigen Lautmalereien am Sonntagabend sehr zurückhaltend, ja fast klangschön umsetzten. Bei der Uraufführung hörten sich die Naturgeräusche sicherlich etwas authentischer an. . . Dennoch wurde man dem verspielten Grundton des Werks gerecht. Das ist vor allem dem Hans-Sachs-Chor zu verdanken, der unter Guido Johannes Rumstadt eine kindliche Freude an der farbenfrohen Komposition zeigte. Sei es als enthusiastischer "Chor der Jugend" oder als wackere Jagdgruppe – mit lobenswerter Präzision und Klangfülle vermochte die Nummer eins der Nürnberger Laienchöre abermals zu überzeugen. Auch wenn in der berühmten "besoffenen Fuge" des Trinklieds die Intonation im "Lustgeschrei" untergeht: Hier ist es verzeihlich. Hauptsache, ihr habt Spaß!

Spaß hatten sicher auch die Solisten, welche man für den Abend gewinnen konnte. Ein Höhepunkt war, wie kokett und liebenswürdig Tilman Lichdi und Marlis Petersen die Rollen der Verliebten im Duett "Ihr Schönen aus der Stadt, kommt her!" verkörperten. Der bedeutende Bach-Tenor stellte sich an diesem Abend mit seiner sicher geführten, sauberen Stimme und trefflichen Textverständlichkeit das beste Zeugnis aus; die Sopranistin aus Stuttgart hingegen sorgte besonders in den mystisch gehauchten Anfangstakten des sommerlichen Sonnenaufgangs für wohlige Schauer. Einen sonoren, soliden Simon sang der englische Bassist Thomas Faulkner.

Der Schlussapplaus war vielleicht nicht der von van Swieten heraufbeschworene "tausendfache Jubelschall", aber doch eine lautstarke, lang anhaltende Beifallsbekundung.

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