Hier rückt einem das Fremde auf den Leib

10.9.2018, 19:38 Uhr
Hier rückt einem das Fremde auf den Leib

© Raimund Kirch

Der Ort ist wie geschaffen für Künstler, die dem öffentlichen Hang zu Kontrolle und Überwachung entkommen wollen. Denn der gebretterte Getreidespeicher, der verwinkelte Malzboden, die leeren Keimbottiche für die Gerste und die verrosteten Gerätschaften bieten einen idealen Kunstraum.

Hier rückt einem das Fremde auf den Leib

© Raimund Kirch

Auf Einladung der Kuratoren Lutz Krutein, Katharina Winkler und Janusz Radtke beschäftigen sich 32 Künstlerinnen und Künstler mit den Themen Kontrollzwang und Selbstkontrolle, Kontrollverlust und Kontrollierlust. So zeigt Akbar Akbarpour in seinen zum Teil pastosen Werken Menschen, die sich zu fügen haben, ob sie wollen oder nicht. Manchmal gibt es eben keinen Ausweg, wie eine eindrucksvoll von Mona Burger gestaltete Kammer zeigt. Dort hängen von ihr genähte Anstaltskleider mit der Aufschrift "Fremd" quasi für jeden bereit. Weil sich jeder auch ein Stück weit fremd ist? Die Ausstellung lässt viel Raum für Assoziationen.

So werden die Besucher gleich zu Beginn zu zwei Installationen von Jonas Johnke gelockt, der geräuschvoll abstruse ökonomische Kreisläufe darstellt. Oder sie können sich mit Hartmut Kuhnke und dessen Bildern aus den Fesseln bürgerlicher Konventionen hinausträumen.

Seit 2004 finden in der Veranstaltungsreihe "KunstRaum Weißenohe" Ausstellungen statt. Stets geht es dabei um politische und soziale Themenstellungen, wobei es den Kuratoren wichtig ist, auch Bewerbungen junger und noch nicht etablierter Künstler zu berücksichtigen. Daneben werden regelmäßige Besucher auf viele Bekannte treffen: etwa auf Peter Schmidt mit seinen trefflichen Miniaturen, auf die eigens wieder für Weißenohe gefertigten Porträts von Georg Baier und auf die Oberasbacher Künstlerin Ingrid Riedl.

Den Ausstellungsmachern ist es wichtig zu zeigen, dass der Mensch weniger durch Naturgewalten oder wilde Bestien bedroht ist, als vielmehr durch die eigenen Artgenossen. Ein kulturell und wirtschaftlich prosperierendes Mitteleuropa sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es viele Gefahren gibt: Den derzeit grassierenden engstirnigen Populismus, die zum Teil selbstgewählte Abhängigkeit von Künstlicher Intelligenz und nicht zuletzt die ökonomischen Zwänge.

geöffnet  bis 23. September, Fr./Sa. 14–18 Uhr, So. 11–18 Uhr. Führungen: 9. und 16. September, 14 Uhr.

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