Hitlers Rache an einem mutigen Mann

10.10.2016, 06:12 Uhr
Hitlers Rache an einem mutigen Mann

© Marion Bührle

Der Clou an dieser deutschsprachigen Erstaufführung des vom Briten Mark Hayhurst verfassten Dramas: Die Nichte der Hauptfigur Hans Litten ist die Nürnberger Schauspielerin Patricia Litten, sie spielt ihre eigene Großmutter Irmgard. Die versuchte sofort nach der "Schutzhaft" für ihren Sohn, einen Anwalt, die Nazi-Größen für seine Freilassung zu gewinnen. Ihre Erinnerungen hielt sie im späteren englischen Exil in einem Buch fest.

Hitlers Rache an einem mutigen Mann

© Marion Bührle

Der Stoff erzählt von Mut und Engagement für Demokratie: Hans Litten lud als Anwalt 1931 Adolf Hitler als Zeuge vor, als SA-Männer wegen Gewalt gegen Angehörige eines Arbeitervereins vor Gericht standen. Der junge Anwalt wies der NS-Führung den systsematischen Einsatz der gewaltbereiten SA-Trupps zur Zerstörung des gesellschaftlichen Friedens nach. Nach Hitlers Machtergreifung 1933 musste er bitter dafür büßen. 1936 wählte er im KZ Dachau den Freitod.

Das Stück zeigt Szenen aus seiner Haft, in der er Erich Mühsam und Carl von Ossietzky begegnet, als auch aus dem Leben der Mutter Irmgard, die Nazi-Größen zu überzeugen versucht, Hans Litten freizulassen. Allerdings kann Regisseur Jean-Claude Berutti in Nürnberg außer der relativ authentischen Darstellung der Historie wenig bieten: Zwischen Drehbühne und einem Steg, der von oben heruntergezogen wird und die verschiedenen Haftlager zeigt, werden kaum Emotionen spürbar, stattdessen verkümmern Mühsam und Ossietzky vorübergehend zu kabarettistischen Stichwortgebern für verschiedene Facetten des inneren Widerstands. Die Figuren bleiben in ihrer Zuschreibung stecken, entwickeln sich kaum und stehen wenig in Beziehung zueinander. Immerhin: Patricia Litten, die Nichte des mutigen Anwalts, stellt ihre eigene Großmutter mit klammer Betroffenheit dar.

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