Hommage an Tante Emma

29.11.2010, 22:00 Uhr
Hommage an Tante Emma

© Distler

Angefangen hat alles in Barcelona. Dort entdeckte Kalle Rechberg auf den Rollläden, die die Geschäfte mittags herabließen, tolle Graffitis. Die bunten Bilder schienen nicht illegal entstanden zu sein. Sie passten perfekt in die Szenerie und bildeten teils außen ab, was es drinnen zu kaufen gab. Begeistert fotografierte Rechberg den ungewöhnlichen Fassadenschmuck und brachte die Anregung mit nach Nürnberg. Weil man aber nicht so einfach Häuser verschönern kann, entschlossen sich die Künstler-Freunde, Bilder von und über die Läden zu erstellen, die die modernen „Tante Emmas“ dann sogar geschenkt bekommen. Und wenn sie mögen, kann das Ganze auch in Groß an eine Wand gemalt werden.

Die kleinen Arbeiten hängen derzeit in der „Nordkurve“, dem Projektbüro der Agentur Kunstdünger von Jean-Francois Drozak. Alle sind stilecht von hölzernen Obstkisten eingerahmt, davor steht immer ein Produkt des jeweiligen Geschäfts. Ane Zerbs zum Beispiel hat sich mit Brillen Herzner befasst, wo Christian Fischer nur originale Modelle aus den 60er und 70er Jahren anbietet. Ihr popart-haftes Werk passt perfekt zum Retro-Stil des eigenwilligen Refugiums für alte Produkte. „Es war eine ganz eigene Welt, in die ich eingetaucht bin“, so Zerbs. Fischer, der meint, dass sich kleine Anbieter besser zusammenschließen sollten, erklärt: „Ich habe eine gute Nische gefunden. Die Vorräte, die mein Vorgänger aus Lagerbeständen aufgekauft hat, reichen, bis ich in Rente gehe“.

Natürlich ist auch die „Fachmarie“ vertreten, die beliebte „Glücksboutique“ von Irene Senger, in der es den herrlichsten Kram gibt. Gloria Kania hat eine froschgrüne Gießkanne doppelt mit leichten Veränderungen fotografiert. Direkt davor steht das lustige Objekt. Senger könnte sich Kanias Fotografie gut in ihren Räumen vorstellen. Kalle Rechberg hat „Leo’s Piccolo Market“ in Szene gesetzt, indem er Inhaber Leonardo Di Maria mit seiner weithin gerühmten Pasta in drei Teilen gemalt hat. Der Italiener ist ebenso auf der Vernissage zu Gast wie Hasan Üstel, der den gleichnamigen Lebensmittelmarkt betreibt. Er wurde von Anne Kammermeier porträtiert. Die beiden Herren fachsimpeln über Lebensmittel, während sie einen Drink nehmen. „Man muss schon kämpfen, es ist nicht leicht. Aber für mich ist klar: Ich mache weiter“, so Di Maria.

Auch der traditionsreiche Naturkostladen Lotus, zwei Fahrrad-Anbieter, ein spanischer Feinkostladen und andere Spezialisten werden liebevoll gewürdigt. Die Künstler sind sich alle einig: Was diese Geschäfte ausmacht sind nicht die Waren, sondern die Menschen, die sie betreiben, in ihnen leben und auch der Raumgestaltung viel Aufmerksamkeit widmen. Sie bringen Leben ins Viertel.

Jeden Freitag ab 20 Uhr, Rothenburger Straße 51a, weitere Einzelhändler sind herzlich willkommen