Irma Stolz illustriert Kinderbücher und erfindet Comics

11.9.2008, 00:00 Uhr
Irma Stolz illustriert Kinderbücher und erfindet Comics

© Karlheinz Daut

Ein halbes Jahr lang hat Irma Stolz nur schwarze, senkrechte Striche gezeichnet. Ohne Hilfsmittel, jeden Tag. Das war vor etwas mehr als 20 Jahren während ihrer Ausbildung zur Lithografin oder, wie der Beruf damals hieß: Druckvorlagenherstellerin. «Heute«, sagt sie, «kann ich diese Grundlagen gut gebrauchen.« Und das, obwohl ihre Arbeit mit geraden Strichen nur wenig zu tun hat: Irma Stolz ist Illustratorin und erweckt mit Stift und Farbe immer neue Figuren zum Leben.

Einfach nur so

Viele ihrer Zeichnungen sind bunt, erzählen abenteuerliche Geschichten und sind in Kinderbüchern, auf CD-Covers oder auf einer Lernsoftware für Grundschüler zu sehen. Doch es gibt auch die ernsten, nachdenklichen Comics, in dunkleren Farben und mit einem feinen, hintergründigen Humor. Den Text dazu schreibt die 44-Jährige selbst und illustriert die Geschichten meist ohne Auftrag, einfach nur so, für sich selbst.

Den Comicfiguren wird zwischen Tassen, Pinseln, Stiften und zerknülltem Papier das Leben eingehaucht - auf dem Schreibtisch von Irma Stolz. «Die Ideen kommen wann sie wollen, im Zug oder in der Badewanne«, sagt sie. Umgesetzt werden sie dann hier, im kreativen Künstlerchaos in ihrer Nürnberger Wohnung. Nur die Wände in dem kleinen Arbeitszimmer scheinen nicht so richtig dazu zu passen: Kein einziges Bild, keine Postkarte, keine Notiz hat Stolz hier aufgehängt. Dafür hat sie eine einfache Erklärung: «Wenn ich schon Bilder male, will ich mir nicht noch welche an der Wand anschauen.«

Früh die Begabung erkannt

Schon als Kind griff Irma Stolz gerne zu Stift und Papier. Nach ihrem Schulabschluss entschied sie sich deshalb für eine Lehre zur Lithografin. «Dafür musste man damals noch sehr gut zeichnen können«, sagt sie.

Damals, das war vor dem Computerzeitalter, als die Druckvorlagen für Kataloge und Prospekte noch von Hand skizziert werden mussten. Als die neue Technik ins Spiel kam, musste Stolz umlernen und begann ein Studium als Kommunikationsdesignerin. «Die jungen Studenten haben sich natürlich nur für die Arbeit am PC interessiert«, erinnert sie sich. Stolz dagegen wollte kreativ sein und konzentrierte sich aufs Illustrieren von Geschichten und CD-Covers.

Herausgekommen ist dabei ihre Diplomarbeit - ein Comic - und gleich nach dem Studium ein erster großer Auftrag: Ein Verlag suchte jemanden, der die Lernsoftware «Die Skillies« für Kinder illustrieren konnte, und Irma Stolz bekam den Zuschlag. Seither waren schon unzählige Schüler auf einer abenteuerlichen Lernreise mit dem Computerprogramm und allen hat es bisher gefallen. «Darauf«, gibt sie zu, «bin ich schon ein wenig stolz, denn Kinder sind die härtesten aller Kritiker und sagen es auch ehrlich, wenn sie etwas nicht so gut finden.«

Zweites Standbein

Doch trotz des Erfolges: «Ein zweites Standbein muss sein«, findet Stolz. Deswegen hat sie neben ihrer künstlerischen Arbeit auch mehrere Firmen, für die sie regelmäßig das Layout von Katalogen, Flyern und Plakaten gestaltet.

Wenn für die Unternehmen viel zu tun ist, legt sie manchmal eine kreative Zwangspause ein und lässt ihre Illustrationen ruhen. «Das ist auch ganz gut so«, meint Stolz, «denn sich an einem Comic oder an einer einzelnen Figur festzubeißen, bringt gar nichts.« Und der «moderne Feierabend«, wie sie das Arbeiten bis spät in die Nacht hinein nennt, ist ihr ohnehin zuwider. «Ich bin keiner der Künstler, die mit Bier und Zigarette bis zum Morgengrauen am Schreibtisch sitzen«, sagt sie. Spätestens ab 20 Uhr ist bei ihr Schluss.

Andere Leidenschaften

Im Sommer zieht sie sich dann manchmal auf ihren Balkon zurück, eine Ruheoase mit vielen grünen Pflanzen. Oder sie nimmt sich Zeit für eines ihrer Hobbies. Chi Gong zum Beispiel, oder auch die Musik - ihre zweite große Leidenschaft neben dem Zeichnen. Seit Jahren spielt sie Saxophon in einer Salza-Bigband und wollte sogar einmal Profimusikerin werden.

Diesen Traum hat sie in einem ihrer Comics zum Thema gemacht. «Der Mann aus dem Horn« heißt die Geschichte, in der sie verarbeitet, was sie lange Zeit als Laienmusikerin erlebt hat: die Angst vor dem Versagen, das leidige Üben, der Zwang zur Perfektion. Wie ein undurchdringlicher Dschungel kam ihr die Musik damals vor, heute sieht sie das lockerer: «Musik ist nur noch mein Hobby. Was ich früher mit dem Saxophon nicht so gut ausdrücken konnte, das gelingt mir jetzt beim Zeichnen.«

Eine Ausstellung in der Galerie Atzenhofer zeigt ab 11. Oktober eine Auswahl der Illustrationen von Irma Stolz.