Jetzt in Salzburg, bald in Nürnberg: Grigory Sokolovs Klangmeditationen

Salzburg - Meisterpianist Grigory Sokolov verknüpfte bei den Salzburger Festspielen am Donnerstag Polonaisen von Chopin und Preludes von Rachmaninow in einer eigenwilligen Interpretation. Nächstes Frühjahr kommt er nach Nürnberg.

Konzerte des großen russischen Pianisten Grigory Sokolov sind Ereignisse der besonderen Art, ob am Donnerstag im Großen Festspielhaus von Salzburg oder im März 2022, wenn er wieder in die Nürnberger Meistersingerhalle kommt.

Man weiß nie, ob der völlig in sich gekehrte, eilig auf kürzestem Weg vom Bühnenrand zum Flügel schreitende menschenscheue Einzelgänger im abgedunkelten Saal das Publikum überhaupt wahrnimmt.

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Von Thomas Heinold

Vier Polonaisen von Frederic Chopin hat er sich als erstes vorgenommen, beginnend mit der „Dramatique“. Er spielt sie ohne Zwischenapplaus wie aus einem Guss, dramatisch zupackend und klar, trocken in der rhythmischen Akzentuierung. Das befreit die Mittellage und die Höhen immer wieder für ein inniges Selbstgespräch.

Kein romantischer Zierrat wird hier ausgestellt, schon gar kein Pomp wie in der bekannten As-Dur-Polonaise „Heroique“, Sokolov interessiert nur die Substanz der Musik, in der er scheinbar versinken kann, um im nächsten Moment sie umso energischer ins Diesseits zurückzuholen.

In Salzburg spielte Grigory Sokolov Werke von Chopin und Rachmaninov. Im März 2022 kommt er nach Nürnberg. © AMC Verona

Nach der Pause verknüpft Sokolov Rachmaninovs Préludes op. 23 wiederum zu einer Art Meta-Werk, in der die unterschiedlichsten Texturen und Stimmungen aufs Engste verknüpft sind und doch mit einer an Bach erinnernden Transzendenz erklingen.

Ist das Meditation, ist das eine Séance? Auf jeden Fall ist es große Klavierkunst, die, wie immer bei Sokolov, im ausgiebigen Zugabenteil, sechs sind es dieses Mal, ihre Krönung findet.

Da applaudiert das Publikum stehend – und spätestens jetzt ist klar, dass Sokolov zwischen ihm und sich für die Zeit dieses Konzerts ein enges Band geknüpft hat.