Junges Genie

20.1.2020, 18:26 Uhr

Von der Gedankentiefe des César-Franck-Schülers konnten sich die Zuhörer des jüngsten Symphoniker-Konzerts ein eindrückliches Bild machen. Seine Tondichtung "Hamlet" bildete den dunkel-aufgewühlten Auftakt des Programms. Hier ist erzählerischer Schwung perfekt in die Form eingebunden, nebenbei präsentiert der junge Komponist eine Fülle an glücklichen melodischen Einfällen, die vereinzelte Hölzernheiten – "schülerhafte Passagen" – wieder mehr als wettmachen.

"Mehr Lekeu bitte"

Seine Musik bleibt "haften" und hätte in ihrer Prägnanz sicherlich als Vorbild für weitschweifige Zeitgenossen dienen können. Freilich wurde sie von den Nürnberger Symphonikern unter dem bereits zum wiederholten Mal am Pult stehenden Joseph Bastian mit der nötigen Feurigkeit gespielt, kraftvoll, ernst, konzentriert – auch wenn mancher Tutti-Einsatz nicht so knallig hätte sein müssen. "Mehr Lekeu" sollte die Parole lauten.

Nicht vom Typhus, aber von der Grippe heimgesucht wurde die Geigerin Isabelle van Keulen, die mit dem (fast) frisch uraufgeführten Violinkonzert des schwedischen Zeitgenossen Fredrik Högberg hätte auftreten sollen, nun aber von ihrer rumänischen Kollegin Ioana Cristina Goicea ersetzt wurde. Die 27-Jährige war nicht nur beim Brüsseler Königin-Elisabeth-Wettbewerb erfolgreich, sondern gewann 2018 sogar den Deutschen Musikwettbewerb.

Bruchs Violinkonzert

Statt der Novität gab es den nach Mendelssohn zweitklassischsten aller Klassiker, Max Bruchs g-Moll-Konzert, bei dem die Solistin mit hinreißender Verve demonstrieren konnte, wie scheinbar Totgegeigtes doch noch lebendig sprudeln, fesseln und glücklich machen kann. Ihre Energie und Bühnenpräsenz übertrugen sich merklich auf die übrigen Beteiligten, ein funkenschlagendes Miteinander, das vor der Pause durch eine solistische Bach-Zugabe abgerundet wurde.

Danach gab es ebenfalls Altbewährtes, Modest Mussorgskys "Bilder einer Ausstellung" in der raffinierten Orchesterfassung von Maurice Ravel: eine Gelegenheit, in kollektiver Virtuosität und Farbpracht zu schwelgen, die sich die Symphoniker selbstverständlich nicht nehmen ließen. Anhaltender Beifall in der bestens gefüllten Meistersingerhalle.

Nächste Symphoniker-Auftritte: 24. und 26. Januar, "Im Kampf mit dem Berge", Live-Musik zum Stummfilm von Arnold Fanck; Musiksaal in der Kongresshalle (Bayernstr. 100). Karten: Tel. 09 11 / 2 16 27 77.

Keine Kommentare