Köche, Künstler und andere Stars aus Franken

18.8.2009, 00:00 Uhr
Köche, Künstler und andere Stars aus Franken

© Distler

Krafts Absichten sind ehrgeizig. Er will den Lesern im gesamten deutschsprachigen Raum nicht nur die historischen und kulturhistorischen Besonderheiten unserer Gegend erklären, sondern auch die Grundzüge der «fränkischen Seele«. Zu deren Erforschung besuchte er unter anderem den Schriftsteller Fitzgerald Kusz, den Cartoonisten Gerd Bauer, den Literaturwissenschaftler Gunnar Och und den Nürnberger Oberbürgermeister Ulrich Maly.

Zu den Porträtierten, die längst weit über die engere Heimat hinaus berühmt sind, gehören zum Beispiel der Basketball-Star Dirk Nowitzki, der Musiker Klaus Kreuzeder, der Fernsehkoch Alexander Herrmann und Kabarettist Frank-Markus Barwasser (Erwin Pelzig). Die einzige Frau unter Krafts Repräsentanten der regionalen Eigenheit ist dabei die Schriftstellerin Nora Gomringer.

Blick des Außenstehenden

In den Jahren seines oberbayerischen Exils hat Kraft gelernt, die alte Heimat mit den Augen des Außenstehenden zu betrachten. Dennoch verfügt er nach wie vor über gewisse Insider-Informationen. Überdies beneidet er alle, «die das Glück hatten, in Franken bleiben zu können«, wie er im Buchvorwort gesteht. All das sicherte ihm während der Arbeit an seinem Buch das Vertrauen seiner hiesigen Gesprächspartner, die ihn offenbar allesamt bereitwillig in ihr Denken und Tun eingeweiht haben.

Wo andere oft nur die spröde, hölzerne Fassade des fränkischen Wesens zu sehen bekommen, entdeckte Kraft «den leisen Spott, die vorsichtige Skepsis« bei Fitzgerald Kusz, die Verbindung von «Intellektualität und Glaubwürdigkeit, von Zielstrebigkeit und Understatement« bei Ulrich Maly, einen «trockenen, fast britischen Humor« bei Gerd Bauer.

Kraft rühmt das ebenso nüchterne wie hartnäckige Forschen des Erlanger Germanisten Gunnar Och sowie die Kreativität und den Fleiß von «Auslandsfranken« wie Dirk Nowitzki und Nora Gomringer. Vor allem jenen nie erlahmenden Arbeitseifer hält der Autor für eine sehr fränkische Tugend. «Ohne mei Ärberd: iech glaab, iech sterberd«, zitiert er den aus der Fürther Gegend stammenden Liedermacher Wolfgang Buck.

Typisch fränkisch

Zu den allemal «speziellen« und eher gewöhnungsbedürftigen fränkischen Eigenarten darf sich erst ganz am Ende von Thomas Krafts Buch der Zeichner Gerd Bauer äußern. Diesem sind viele seiner Landsleute «nicht initiativ und nicht renitent« genug. Allzu häufig sieht er hingegen «Nörgler«, die in jeder Suppe ein Haar finden, aber selbst auf Kritik «schnell beleidigt und nachtragend« reagieren. Schlichte Zustimmung sei auch für die beste Sache kaum zu erwarten.

Typisch fränkisch ist für Gerd Bauer der Spruch: «Nix gsocht, is gnuuch globt!« Womit er in den Augen des Nostalgikers Thomas Kraft allerdings lediglich beweist, dass ein richtiger Franke auch ein urwüchsiges Talent zur Selbstkritik mitbringt. Die Heimat ist eben am schönsten und heilsten, wenn sie aus der Ferne betrachtet wird.

Thomas Kraft: Heimatkunde Franken, Hoffmann & Campe Verlag, 128 Seiten, 14,95 Euro.