Kommentar zur Opernhaus-Sanierung: Das dicke Ende kommt noch

3.12.2020, 19:46 Uhr
Das Opernhaus wurde 1905 erbaut. Im Gebäude schlummern etliche Kostenfallen. 

© Daniel Karmann/dpa Das Opernhaus wurde 1905 erbaut. Im Gebäude schlummern etliche Kostenfallen. 

Corona macht es möglich: Durch die erzwungene Spielpause können die Lücken im Brandschutz des Nürnberger Opernhauses geschlossen werden. Das hat aber noch nichts damit zu tun, dass mit der Grundsanierung begonnen wird. Es geht nur darum, dass die Betriebserlaubnis für das Opernhaus nicht erlischt. Durch die notdürftigen Reparaturarbeiten hat die Stadt jetzt drei bis fünf Jahre Zeit, die Generalsanierung auf den Weg zu bringen. Angesichts der durch Corona geleerten städtischen Kassen wird die Finanzierung schwierig.


Brandschutz: Opernhaus muss sofort Baumaßnahmen ergreifen


Seit zwanzig Jahren ist bekannt, dass das Opernhaus, das aus dem Jahr 1905 stammt, von Grund auf saniert werden muss. Angesichts der hohen Kosten wurde das Problem von einer Stadtratsperiode zur nächsten geschoben. Schuld waren nicht nur die vermutlich enormen Sanierungskosten, zu denen es im Übrigen noch keine genaue Schätzung gibt, sondern auch das Problem, wohin mit dem Spielbetrieb während der Sanierungsphase? Kurzfristig hatte die Stadt 2014 gehofft, dass der geplante Konzertsaal eine Interimslösung wäre, doch Konzertsaal und Opernbetrieb haben technisch und akustisch leider nicht zusammengepasst.


Die Meistersingerhalle steht als Ausweichquartier nicht zur Verfügung, denn der Konzertbetrieb muss weitergehen. Bei der Suche nach einem Ausweichquartier ist „Nachhaltigkeit“ ein ganz wichtiger Aspekt, denn die Halle sollte nach dem Auszug der Oper weiter genutzt werden können. Es wäre sonst eine Verschwendung von Steuergeldern.
Die beste Lösung wäre wohl, am Richard-Wagner-Platz eine Interimsspielstätte einzurichten, denn die Staatsoper braucht mehr Platz als bisher für Übungsräume und Requisiten. Das Opernhaus wir deshalb nicht nur saniert. Es benötigt auch Neubauten, zum Teil unter der Erde. Vielleicht findet sich ja noch eine leere Halle auf dem Stadtgebiet, etwa auf dem Schöller-Gelände, die mit wenig Aufwand für den Opernbetrieb umgerüstet werden kann.

Keine Luxusbauten

Welche Entscheidung auch immer getroffen wird: Es wird teuer. Ob es am Ende 500 oder 600 Millionen Euro sind, die für die Sanierung kalkuliert werden – in jedem Fall wird es eine heftige Debatte geben, ob sich die Stadt noch ein Opernhaus leisten kann und will. In Stuttgart, das ebenfalls ein Opernhaus sanieren muss, wurde schon darüber gestritten, ob ein Neubau nicht günstiger käme.
Opernhaus wie auch das Schauspielhaus sind Stätten städtischer Identität und keine Luxusbauten für die Reichen. Oper und Schauspiel können das Leben vertiefen, verzaubern und zur Reflexion anregen. Wunderbar wäre es, wenn sich eine Initiative aus der Mitte der Gesellschaft bilden würde, die für den Erhalt des Opernhauses eintritt. Das hat aber schon beim Konzertsaal gefehlt.

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