Krankheitsfälle in der Bärenfamilie

15.11.2020, 18:10 Uhr
Krankheitsfälle in der Bärenfamilie

Familie Bär trifft es hart: Opa Bär erleidet einen Schlaganfall, Papa Bär hat einen Leistenbruch und Bär junior bricht sich bei einem Fahrradsturz die Hand. Was genau das medizinisch heißt und wie es behandelt werden kann? Das erklärt die Zeichnerin und Texterin Jennifer Hetzel in ihren kleinen Büchern – kindgerecht und doch korrekt. Die Krankenhäuser in Weiden und Neustadt arbeiten schon länger mit den bunten Heftchen, verteilen sie an betroffene Familien und setzten sie, so berichtet Hetzel, auch in Arztgesprächen ein.

"Mutmacher-Fabeln"

Das Gespräch fördern – zwischen Vater und Kind, Oma und Enkel oder auch Arzt und Patient — ist genau das was, die 40-Jährige mit den liebevoll gestalteten Geschichten, die sie in ihrer Freizeit schreibt und zeichnet, erreichen will. Auslöser dafür war eine Familie mit Schlaganfallpatient im Bekanntenkreis. "Die Erwachsenen hatten große Schwierigkeiten, mit den Kindern über die Krankheit zu sprechen. So sind deren Unsicherheiten und Ängste immer größer geworden", berichtet Hetzel, die im Brotberuf als Logopädin am Klinikum in Rummelsberg arbeitet.

Neben den medizinischen Geschichten, unter anderem auch zu Darmkrebs, Verletzungen, die genäht werden müssen, oder chronischen Schmerzen, schreibt sie auch "Mutmacher-Fabeln", wie sie es nennt. In gleich sieben Sprachen von Türkisch bis Französisch, von Chinesisch bis Russisch — ist ihre Geschichte "Die Spinne und der Schmetterling" erzählt, in der es vordergründig um Spinnenphobie, eigentlich aber um Rassismus geht.

Dazu hat Jennifer Hetzel ein Begleitheft mit Klaviernoten und Liedtexten ebenfalls mit Noten erstellt. "Daraus arrangiert ein Bekannter von mir jetzt eine Art Musical für Kinder im Grundschulalter", sagt die Logopädin mit der großen kreativer Ader, die eine Klavier-Ausbildung an der Berufsfachschule für Musik in Dinkelsbühl absolviert hat.

Aber zurück zu den Krankheiten. Dieses unangenehme Thema will sie sensibel erklären, aber nicht komplett vereinfachen – und verbringt deswegen auch Stunden mit Medizinern, die sie beraten. Deren TNM-Klassifikation für Krebstumore beispielsweise müssten in Kinderohren klingen wie die Telefonnummer von Außerirdischen, findet sie: T2N1M0 zum Beispiel.

Tier mit Knuddelfaktor

"Ich kenne nichts Vergleichbares" sagt der Chirurg Gerhard Voit über die kindgerechten Medizinbüchlein. Voit hat bis vor kurzem im Medizinischen Versorgungszentrum für Chirurgie und Orthopädie in Fürth gearbeitet, das einen ganzen Schwung an Hetzels Erklärstückchen angeschafft hat und an Patienten wie Kollegen verteilt.

Warum ausgerechnet der Bär die Hauptfigur ist? "Er ist ein starkes Tier mit hohem Knuddelfaktor, viele haben oder hatten ihn als Stofftier und er ist positiv besetzt", meint Hetzel. Ob sich die Bärenfamilie auch mit Corona infiziert? "Dafür ist es noch ein bisschen früh", meint Mediziner Voit. Denn um gesichertes medizinisches Wissen in leichter Sprache und bunten Bildern zu erklären, muss man dieses gesicherte Wissen erst einmal haben.

INFOwww.literatur-piano.jimdo.com

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