Liebeserklärung an das alte Hollywood

Es ist eine Liebeserklärung an die Vertreter des alten Hollywood, wie sie schöner und zärtlicher kaum sein könnte. Für "Sunset over Hollywood" begleitete der deutsche Filmemacher Uli Gaulke 2016 die Bewohner des "Motion Picture & Television Country Home", das, 1942 unweit der Traumfabrik als Stiftung errichtet, Schauspielern, Regisseuren, Drehbuchautoren, Ton- und Schnittmeistern als Residenz für den letzten Lebensabschnitt dient.

Sie alle haben nicht die größten Karrieren gemacht, der Altersdurchschnitt liegt bei über 90, um sich zwischen den hübschen Bungalows zu bewegen, steigen sie aufs Elektromobil. Doch ihre Kreativität ist ungebrochen. Da ist etwa der hinreißend kauzige Regisseur Jerry Sedley Kaufmann, der im kleinen Studio unermüdlich Kurzfilme dreht – in Gaulkes Doku einen über den entzauberten Weihnachtsmann. Produzent Daniel Selznick erzählt stolz, wie er mit "American Graffiti" die Karriere von George Lucas auf den Weg brachte.

Die glasklar artikulierende Schauspielerin Connie Sawyer berichtet, dass sie auch mit 103 Jahren zum Vorsprechen geht. Besonders berührend sind die Begegnungen mit dem Produzenten Joel Rogosin und seiner erblindeten Frau Deborah, die leidenschaftlich streiten und sich doch aufs Liebevollste zugetan sind.

Dass die Lebensgeschichten nicht immer einfach waren, wird in einem Workshop zum biografischen Schreiben offenbar. Vor allem bei diesen Treffen und beim Weiterspinnen von "Casablanca" mit einem Wiedersehen von Rick und Ilsa 50 Jahre später zeigt sich, wie lebendig und filmverrückt diese Hollywood-Veteranen noch immer sind.

Wehmut schwingt mit

Mit "Sunset over Hollywood" ist Gaulke ein berückendes Porträt der letzten Überlebenden des alten Studiosystems gelungen. Wenn seine Protagonisten sich in Filmausschnitten noch einmal in ihrer Glanzzeit sehen, schwingt da auch Wehmut mit. Und doch meistern alle ihre alten Tage mit Humor und größter Solidarität. (D/97 Min.; Uli Gaulke kommt am Samstag zu den Vorführungen um 16.45 und 18.45 Uhr ins Nürnberger Filmhaus)