Manga und Musik animieren zum Japanischlernen

8.12.2008, 00:00 Uhr
Manga und Musik animieren zum Japanischlernen

© Weigert

«Wir lernen schon drei Jahre Japanisch. Außerdem sind die Schriftzeichen gar nicht schwierig», sagt Teilnehmerin Denise Sturm. Jessica Geißler ergänzt, dass es sich um eine Silbenschrift handle. Um durchzublicken, mussten sich die Freundinnen auf ein völlig anderes Sprachsystem einstellen: Hauptwörter werden im Japanischen nicht dekliniert, es gibt kein grammatikalisches Geschlecht, keine Artikel oder Fälle. Dafür werden entsprechende Endungen an die Verben angehängt.

Das wird in dieser Stunde am Beispiel eines witzigen Textes demonstriert. Dozentin Masako Mitsch hat eine Geschichte über einen jungen Mann dabei, dem das Wort «Dango» für einen leckeren, süßen Kloß erst wieder einfällt, als seine Frau nach einem Streit eine Beule am Kopf hat, die die gleiche Form wie seine Lieblingsspeise aufweist.

Die Schülerinnen spielen die Geschichte nach, schlüpfen in die Rollen. Dabei ist die Atmosphäre locker, Grammatik und Vokabeln werden mit viel Spaß und Lachen vermittelt. Nebenbei erzählt Mitsch aus dem Alltagsleben ihrer Heimat und zeichnet immer wieder Bilder an die Tafel. Das mögen ihre Gäste besonders.

Was die jungen Frauen, alle um die 18 Jahre alt, in den Kurs geführt hat, ist nämlich ihre Vorliebe für die moderne japanische Kultur.

Dazu gehören Animes und Mangas, also Zeichentrick-Filme auch für Erwachsene und die typischen Fernost-Comics mit den großäugigen Figuren. Die Teilnehmerinnen zeichnen mit Leidenschaft selbst, entwerfen eigene Storys. Was sie ebenso fasziniert, ist ein bestimmtes Musik-Genre, das «visual kei» heißt. Die Künstler aus dem Land der aufgehenden Sonne stylen sich bunt und schräg, oft mit modischen Elementen aus Gothic oder Punk. Die Optik ist prägend, die Musik dagegen sehr vielfältig. Visual Kei-Bands spielen genauso Rock wie Pop und Metal. «Ich finde es toll, dass die Jungs nicht nur gute Musik machen, sondern auch prima aussehen. Westliche Musiker sind oft so ungepflegt», sagt Sarah Jonis, die auf harte Klänge steht.

Und hier wird klar, warum keine jungen Männer in dem Kurs sind: Visual Kei kommt nicht nur stark geschminkt, sondern androgyn daher. Das wird hierzulande oft mit Homosexualität verwechselt. In Japan dagegen entspricht es einem uralten Schönheitsideal, weder männlich noch weiblich auszusehen. «Einige Jungs, die ich kenne, kapieren das nicht und lehnen deshalb die Musik ab», sagt Sabine Wydra.

Iris Wetzler ist begeistert, dass in dem Kurs auch Texte ihrer Favoriten wie «Gazette» oder «dir en grey» übersetzt werden. So wie andere Englisch durch Songs lernen, nähert sie sich nun Japan an. Auch Rollenspiele gehören zu der fernöstlichen Traum-Welt dazu. Und im nächsten Semester ein neuer Japanisch-Kurs.