Michael Fitz: Sein Leben nach dem «Tatort«

19.3.2009, 00:00 Uhr
Michael Fitz: Sein Leben nach dem «Tatort«

© Netter

Michael Fitz ist ein schnörkelloser Typ. Zum Gespräch lümmelt er sich bequem in die Ledercouch und lässt Radieschen und Camembert in der Luft tanzen, während er erzählt, was ihn umtreibt. Im Moment sei das sein bevorstehendes Konzert. Er freue sich riesig, doch die «Schwammerl in di Knie« werde er trotz seiner langjährigen Bühnenerfahrung nicht los. Und im Allgemeinen? Da sei es die Suche nach der Wahrheit. Auch der eigenen. Spricht’s, und knackt leise lächelnd das Radieschen.

Seelenstrip auf Bayerisch

Fitz meint das längst nicht so missionarisch, wie es sich anhört. Tatsächlich sei er nur ein Mensch, der versucht, auch Ängste und Zweifel als Teil von sich zuzulassen, ohne sie gleich mit dem Verstand wegzuerklären. Und weil er diesen Ehrgeiz auch in der Musik hat, lässt er auf seinem neuen Akustik-Album «Nackert« im schönsten Bayerisch seelisch und emotional «die Hosen runter«. Und verführt so, von zahlreichen Instrumenten begleitet, zum Schmunzeln und Tanzen, zum Träumen und Schluchzen. Wie das Leben eben auch, sagt er.

Dieses Streben nach Wahrhaftigkeit kommt nicht von ungefähr. Als Spross einer Münchner Künstlerfamilie – Großvater Hans war Regisseur und Schauspieler, Vater Gerd ist Volksschauspieler und Cousine Lisa Kabarettistin – sei er viel zu lange einem falschen Selbstbild hinterher gerannt. Weil er schon als Halbwüchsiger Popstar werden wollte, habe er sich jahrzehntelang aufgearbeitet und mit seinem Schauspiel, vor allem durch Serien wie «Aus heiterem Himmel« oder «Tatort«, seine, wie er heute sagt, «nicht stattfindende Musikerkarriere« finanziert. 2001 zahlte sich das aus: Sein Album «Gleichgewicht« verkaufte sich gut und Fitz wurde endlich auch als Musiker wahrgenommen. Zufrieden machte ihn das nicht. Im Gegenteil: Eines Tages stand er auf der Bühne, blickte auf die jubelnden Fans, und fragte sich nur: «Was tu’ ich hier eigentlich?«

Produktion mit Kind, Kegel und Kater

Zwei Jahre rührte er daraufhin keine Gitarre mehr an. Auch, weil ihm ein Freund gesagt hatte, dass er seine Musik für Mist halte. Vor allem, weil sie so gar nicht er selbst sei. «Damals hat mich das umgehauen. Jetzt bin ich ihm unendlich dankbar für seine Offenheit«, sagt Fitz.

Denn seit sich der heute 50-Jährige nicht mehr zum Sklaven seines Ehrgeizes macht, konzentriert er sich wieder auf das Wesentliche - wie zum Beispiel die Familie. «Nackert« produzierte Fitz daher im heimischen Bauernhaus in Oberbayern, Kochen, Telefon und die Termine von Frau und Sohn gaben den Arbeitsrhythmus vor. Doch Karin und Emanuel waren ihm auch Quell der Inspiration und halfen sogar bei der Gestaltung des Booklets. Selbst Kater Lauser trug seinen Teil bei: Mit seinem flauschigen Fell stand er Modell für das Cover der CD, auf der sein «Mitbewohner» von Leben, Laster, Liebe und Tod, die allesamt in ihm tanzen, singt.

Doch nicht nur in seiner Musik, auch vor der Kamera will sich Michael Fitz ausleben. Deshalb hat er 2007 seinen Dienst beim «Tatort« quittiert. 17 Jahre lang hatte er an der Seite von Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl den kauzigen Assistenten Carlo Menzinger gegeben. Für viele Fans ein Schock, für ihn die Chance, wieder für vielschichtige Charaktere angefragt zu werden. Wie stark ihm das «Tatort«-Image anhaftete, wurde ihm spätestens klar, als ihn Regisseur Rainer Kaufmann für «Marias letzte Reise« deshalb fast nicht besetzt hätte - eine Rolle, für die Fitz 2005 mit dem Deutschen und dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde.

Zufriedener denn je

Auch wenn die Kasse seit dem Ausstieg längst nicht mehr so klingelt wie früher, ist Michael Fitz zufriedener denn je. Derzeit ist er unter anderem im Kino in Marcus H. Rosenmüllers «Räuber Kneißl« zu sehen. Sich nach solch spannenden Filmarbeiten in der Musik dann wieder selbst den Takt vorgeben zu können, empfinde er als ungeheures Privileg. Freilich sei er durch seine ehrlichen Texte gerade bei Auftritten verwundbar – aber wer keinen Schmerz mehr empfinden könne, sei innerlich tot. Das Risiko gehe er daher gerne ein. Sprichts, grinst, und macht sich auf den Weg zur Bühne.

Am 26. März tritt Michael Fitz mit dem Album «Nackert« solo in der Fertigungshalle in Nürnberg auf. Infos unter (0911)2162298. Ermäßigung für Zac-Karten-Besitzer.