Mit Charme und Stimme

29.8.2016, 10:00 Uhr
Mit Charme und Stimme

© Foto: Berny Meyer

Es läuft bestens für die fünf Goldkehlchen aus Ansbach. So gut, dass sich David Lugert, Heiko Benjes, Jörg Schwartzmanns, Bastian Hupfer und Mateusz Phouthavong während der Arbeiten am letzten Studioalbum einen Abend im Sterne-Restaurant gönnten. Dort eilte gar der Küchenchef persönlich an den Tisch, um den wackeren Sängern das passende Getränk zum mehrgängigen Mahl ans Herz zu legen – was auf der finalen Rechnung mit dem zusätzlichen Posten „Weinempfehlung“ auftauchte, der mit stolzen 150 Euro zu Buche schlug. Die Fünf von Viva Voce staunten nicht schlecht – und haben einen Song darüber gemacht: „McSchuhbeck“ – „wo die Köche viel mit Ingwer kochen, nicht nur während der Asia-Wochen.“

Doch auch sonst liefert das Leben die besten Geschichten, und Viva Voce stricken daraus freche Lieder sowie Texte mit Pfiff, mit denen sie ein ums andere Mal die Lacher auf ihrer Seite haben – wenn sie nicht gerade die Nachdenk-Karte spielen. Die leisen Töne sitzen so perfekt wie die lauten, die es gar nicht gibt. Handwerkliche Perfektion ist der Schlüssel zum Erfolg dieser fünf Freunde, die vor auch schon wieder 18 Jahren unter dem Dach des Windsbacher Knabenchores zusammengefunden haben.

Und gelernt ist gelernt: Ob Beatbox oder Bariton, hier kommt alles auf den Punkt. Nur mit ihren Stimmen ersetzen die Sänger mühelos eine ganze Band – und haben ihren Sound folgerichtig „Vox-Pop“ getauft.

Die Choreografien sind charmant, die Bühnenshow ist simpel, aber effektiv. Im Laufe des Abends kriegt jede Stimme ihren Solo-Spot. Selbst die Tatsache, dass die fünf Sympathen auf der Bühne wie ein frisch aus dem Modeprospekt geschlüpfter Schwiegermüttertraum wirken, passt ins Gesamtbild dieses fröhlichen, niemals aufdringlichen Pop-Entwurfs, der generationsübergreifend die Herzen erwärmt. Optisch glatt wie ein Babypopo, doch inhaltlich richtig gut.

Vom kirchlichen Liedgut über die Comedian Harmonists hin zu Queen ist es bei Viva Voce stets nur ein stimmlicher Katzensprung. Dass den A-capella-Zauberern gerade die Pathos-Nummern der Rock-Geschichte liegen, zeigt auch das Muse-Cover im Finale: Deren Bombast-Hymne „United States Of Eurasia (Collateral Damage)“ haben die Ansbacher so furios entschlackt und auf fünf Stimmen runtergebrochen, dass es selbst Matthew Bellamy die Tränen in die Augen treiben würde.

Wir wiederholen uns, wenn wir an dieser Stelle vermelden, dass Viva Voce live mit das Beste ist, was man in Sachen A-capella-Pop kriegen kann.

Aktuelle CD: Viva Voce „Ego Live“ (Chaos/Edel). Am 12. November gastiert Viva Voce in Eckental-Eschenau, am 16. Dezember in Ansbach und am 26. Dezember noch einmal in der Nürnberger Meistersingerhalle.

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