Neu im Kino: «Sex and the City« für Fortgeschrittene

30.5.2008, 00:00 Uhr
Neu im Kino: «Sex and the City« für Fortgeschrittene

© dpa

Der bewährte Arrangeur Michael Patrick King weiß zum Glück, was er dem hoffnungsvolen Publikum schuldig ist und bringt «Sex and the City« beschwingt und jugendfrei, leicht melancholisch, aber robust optimistisch auf die große Digital-Leinwand. Hier setzt sich noch einmal glamourös das alte amerikanische Selbstverständnis durch: Dem Tüchtigen winkt der verdiente Erfolg, neidlos anerkannt in einer Gesellschaft Gleichgesinnter, die sich über ihre Luxus-Gewohnheiten gar nicht erst den Kopf zerbrechen müssen.

Autorin Carrie zum Beispiel zieht mit ihrem Heiratskandidaten Mr. Big in ein atemberaubendes Penthouse und bestückt die begehbare Garderobe eilends mit einem Paar dieser berühmten Blahnik-Pumps für 450 Dollar. Am Ende der umfänglichen Manhattan-Mädels-Mär wird sie sich mit den knallblauen High Heels hinreißend in Positur werfen. Die Serien-Routiniers wissen, wie man Pointen augenzwinkernd optisch und verbal am besten platziert. Die fröhliche Ironie schafft auch ein wenig Distanz zum üppig zelebrierten Lifestyle der vier Freundinnen.

Als Carrie sich mit ihrem Hochzeitskleid von Designerin Vivienne Westwood in die Stretchlimousine setzt, hat ihr Eventmanager einen passenden Vergleich parat: «Sie sieht aus wie ein Windbeutel, den man durch ein Schlüsseloch zwängt«. Ganz so amüsant findet die Braut das nicht, denn ihr Liebster macht kurz vor dem Traualtar schlapp und kneift.

Auch sonst läuft nicht alles rund im Kreis der ehemaligen Singles, die nun über die Vierzig sind, verheiratet wie Miranda und Charlotte oder fest liiert wie die nach Los Angeles abgewanderte Samantha. Ihr hat der Kino-Regisseur den witzigsten Part verschafft, denn lustbetont lässt sie auch noch ihren schönen, aber gestressten Lover sausen. Dass sie sich einen kopulationswütigen Pinscher anschafft, irritiert ihre New Yorker Freundinnen allerdings leicht. Doch generell und trotz aller männerbedingten Betrübnis sind die vier Lebenskünstlerinnen natürlich nicht aus der Fassung zu bringen.

Sie kaufen sich bei Bedarf eine neue Louis-Vuitton-Tasche und staunen, dass man die in New York auch mieten kann. Die City-Revue mit flockiger Musik bewahrt gezielt ihren Laufsteg-Charakter und hält einige Beziehungskatastrophen bereit, die erwartbar bereinigt werden. Wozu sonst müssten wir um das Seelenheil der modesüchtigen Ladys bangen. Ecken und Kanten haben nur ihre teuren Schuhe, alles andere ergibt sich wie von selbst. Denn wir haben bei Miranda, Charlotte, Carrie und Samantha eines gelernt: «Nicht das Label ist wichtig, sondern die Liebe«.

Beginnt beides mit L und vereint das Quartett zum Finale beim Kerzenschein. Samantha wird fünfzig: Bald könnte man die Serie «Golden Girls« wieder auflegen. . .

Regie: Michael Patrick King. Darsteller: Sarah Jessica Parker, Kim Cattrall, Cynthia Nixon, Kristin Davis. (USA/145 Minuten)

(Admiral, Cinecittà, Rio und Roxy, Nürnberg; City, Fürth; CineStar, Erlangen)