Neue Abenteuer mit der Apfelbande

24.5.2018, 11:02 Uhr
Neue Abenteuer mit der Apfelbande

© Foto: Stefan Mößler-Rademacher

Zwischenzeitlich sah es so aus, als würde das vierte Studioalbum von The Green Apple Sea niemals erscheinen, mehr noch: als hätte sich die ganze Band still und leise verabschiedet. "Aus Abscheu vor den Mechanismen des modernen Lebens", so verrät das Presseinfo, sei Stefan Prange, Sänger, Gitarrist und kreativer Kopf der Kapelle, vor acht Jahren hinaus aufs Land gezogen, wo er Kartoffeln gezüchtet und eine Jugend-Fußballmannschaft trainiert hat.

Die Musik schien da schon weit weg, ganz losgelassen hat sie den umtriebigen Musiker und Netzwerker nie. Melodien kamen und wurden ins Telefon gesungen, Textideen auf Zetteln festgehalten, und irgendwann war auch The Green Apple Sea wieder ein Thema.

Ein wenig unglücklich schien im Nachklang nur der gewählte Aufnahmeprozess: die Entscheidung, die neuen Lieder in Form von konzentrierten Einzelsitzungen einzutüten. Am Ende waren es fast 200 Sessions in vier Jahren, bei denen im Lonestar-Studio von Keyboarder Christian "Wuschi" Ebert jedes Instrument einzeln aufgenommen wurde anstatt wie früher erst im Trio die Basics einzuzimmern und dann peu à peu den Rest dazu zu packen.

"Aufgenommen zwischen 2012 und 2017" prangt folgerichtig in der neuen LP/CD, die wieder von der langjährigen Dresdner Plattenfirma Kumpels & Friends Records veröffentlicht wird. Die gute Nachricht: Man merkt dem fertigen Album seine lange und mühsame Entstehungszeit nicht an.

Die Band hat sich nicht verkünstelt. Ganz im Gegenteil: So entspannt und zugänglich klang die Truppe, deren Musiker über die ganze Metropolregion verteilt leben, noch nie. Unterm Strich sind The Green Apple Sea auch im zwanzigsten Jahr immer noch eine Folkband, die Indie spielt, als wäre es Country — und die keine Angst vor Pop hat.

Die Stärke der Gruppe war neben der Stilsicherheit der Musiker schon immer auch, dass diese ihren Sound groß gedacht und verstanden haben. Stets ging der Blick über den Tellerrand der Region hinaus, was vielleicht an der Außensicht liegt: Als Prange vor zwanzig Jahren aus dem Emsland nach Franken zog, hatte er die Indie-Musikszene der Stadt längst auf dem Schirm, war Fan von Bands wie Missouri, Bambi Davidson und The Robocop Kraus, deren beste Musiker er in den Folgejahren für sein Bandprojekt begeistern konnte. Heute sind TGAS mehr denn je ein kleines All-Star-Kollektiv, das neben Prange und Wuschi aktuell aus Lena Dobler und Frieder Graef (ex-Smokestack Lightnin’), Flo Kenner von The Mergers und Frank Schwab von Vladiwoodstok besteht.

Acht Jahre Schaffenspause. Doch "Directions" war das Warten wert. Was für ein schönes Album, das nun mit einer kleinen Deutschland-Tour vorgestellt wird! Und es kommt noch besser: Pünktlich zur Veröffentlichung wird auch der vergriffene Vorgänger "Northern Sky/Southern Sky" neu aufgelegt. Läuft wieder für Stefan Prange und seine Apfelbande.

ZAktuelle CD: The Green Apple Sea "Directions" (K&F Records)

Verwandte Themen


Keine Kommentare