Neue Pläne: Nürnberg will Kongresshalle kulturell beleben

30.7.2020, 15:18 Uhr
Neue Pläne: Nürnberg will Kongresshalle kulturell beleben

© Hagen Gerullis

Nach Jahrzehnten der Marginalisierung und der Nichtbeachtung könnte ein Teil der ungenutzten rund 80.000 Quadratmeter Grundfläche der freien Szene als Atelierquartiere, für Depotflächen oder als Räume für den performativen Austausch genutzt werden. Das prüft derzeit die Stabsstelle "Ehemaliges Reichsparteitagsgelände".


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Deren Leiterin, Annekatrin Fries, meint: "Wir befinden uns derzeit in Stufe minus eins." Will meinen: Derzeit werden zwei Vorstudien erarbeitet. Die eine beschäftigt sich mit den baulichen Voraussetzungen der insgesamt 118.000 Qudratmeter bebauter Grundfläche. Zu klären sind Fragen der technischen Ausstattung, der Klimaverhältnisse und der Belastbarkeit der vorhandenen Architektur.

In einer zweiten Studie hat sich die Stabsstelle bei vielen Vertretern der freien Kulturszene umgehört, wo der Schuh am meisten drückt. Das Ergebnis verwundert nicht, weil es seit längerem bekannt ist: In der Stadt fehlt es massiv an Depotmöglichkeiten, an bezahlbaren Arbeitsräumen für bildende Künstler, für freie Theatergruppen, aus den Bereichen Gaming und Digital Art, Literatur und auch für Gruppen, die unter einem weiter gefassten Kulturbegriff fallen, wie ökologische, inklusive oder humanistische Projekte. "Auch eine Mixzone mit Gastronomie, Begegnungsbereichen und Bühnensituationen sind denkbar", ergänt Annekatrin Fries.

"Das alles ist ein mehrstufiger Entwicklungsprozess", betont die zuständige 2. Bürgermeisterin Julia Lehner (CSU). "Wir gehen nicht mit einem fertigen Konzept an den Start, sondern wollen die Wünsche und Bedürfnisse künftiger Nutzer von Anfang an mit einbinden."

Hans-Joachim Wagner, der Leiter des Bewerbungsbüros N2025, spricht von einem "Laboratorium", das hier entwickelt werden soll. Und klar ist auch: Nicht der gesamte brachliegende Teil des "Treppenhauses" (die eigentliche Kongresshalle wurde nie vollendet) soll genutzt werden, sondern nur ein Ausschnitt.

Neue Pläne: Nürnberg will Kongresshalle kulturell beleben

© Jens Voskamp

Ausdrücklich nicht geplant ist, den Innenhof für diese Nutzung zu berücksichtigen. Dagegen sind Kooperationen mit den unmittelbaren Nachbarn (Nürnberger Symphoniker, Doku-Zentrum) sehr erwünscht und angestrebt.

"Natürlich kann man fragen, ob in Corona-Zeiten eine andere Hilfe für Künstlerinnen und Künstler nicht wichtiger wäre", gesteht Julia Lehner. Aber hier gehe es um die Schaffung von "Ermöglichungsräumen" und da sei ein gewisser langer Atem und Vorlauf eben unabdingbar. Für genaue Kostenschätzungen oder etwaige Verwirklichungszeitachsen wollte sich die CSU-Politikerin nicht festlegen lassen.

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