Nürnberg: Alternative Kultur muss um Standort fürchten

26.2.2019, 19:52 Uhr
Nürnberg: Alternative Kultur muss um Standort fürchten

© Rurik Schnackig

Subkultur lebt nicht in Räumen, die an das Hotel Ritz erinnern. Das ist auch beim Nürnberger Projekt 31 so. Der gepflasterte Hof ist umgeben von Graffiti — mal mit künstlerischem Anspruch gesprüht, mal eher so im Vorbeigehen. Hier und da pappen Aufkleber mit politischen Statements oder mit dem Namen einer Band. Aus Europaletten wurden Sitzgelegenheiten.

Hier befindet sich das zweite Zuhause von Matthias Klose, doch bis dahin war es ein langer Weg. Schon 2002 hat er den Trägerverein Alternative Kultur Nürnberg (AKN) mitgegründet. Ziel war es schon damals, Räume zu finden, die genug Freiraum lassen für Konzerte, für Workshops oder für Treffen. So etwas, was es gab, als das KunstKulturQuartier noch schlicht das "Komm" war.

Es sollten zehn Jahre vergehen, bis der Verein geeignete Räume fand — an den Rampen 31. Eine ehemalige Kfz-Werkstatt war es, die rund 50 Menschen mieteten und anschließend selbst umbauten. Jetzt gibt es auf den 300 Quadratmetern eine Küche, in der auch mal für über 30 Personen gekocht wird, ein Konferenzzimmer und einen Keller für Live-Auftritte. Die Hausnummer gab den Namen für das Projekt.

Es gibt auch einen Tauschladen

Wichtig ist den Vereinsmitgliedern, dass man sich nicht als geschlossene Gruppe gibt. Im Gegenteil. "Dies ist für mich das Herzstück des Hauses", sagt Matthias Klose, als er einen kleinen Raum abseits des Musik-Keller betritt. Hier ist der Umsonstladen untergebracht. Der Austausch funktioniere hervorragend. Die einen bringen, die anderen holen. Klar gehe es um die Hilfe für Bedürftige, aber auch die Tatsache, dass gut erhaltene Ware einfach im Kreislauf bleibt, anstatt auf dem Müll zu landen, gefällt den Betreibern.

Kürzlich entdeckten Mitglieder ein für sie erschütterndes Angebot bei einem Immobilienportal: Das Grundstück soll verkauft werden. Zwar geht der Mietvertrag noch bis Ende 2020, aber für die Anhänger der alternativen Kultur fühlt es sich so an, als seien die Tage kurz vor dem fünften Jubiläum schon gezählt.

"Immer mehr verdrängt"

Der mögliche Verkauf ist nicht die einzige Sorge, die sie umtreibt: Das Haus ist unterhalb des Grundwasserspiegels gebaut, immer wieder gibt es Probleme mit Hochwasser im Keller. Und auch den Ausbau des Frankenschnellwegs fürchtet man, wenn quasi nebenan eine langanhaltende Großbaustelle sein wird. Der AKN spricht aber nicht nur für sich, sondern sorgt sich generell um die Szene: "Wie passt das mit der Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2025 zusammen, wenn so viele Kulturprojekte verdrängt werden?", fragt Lily Breuer, die hier ebenfalls aktiv ist.

Der Verein, der vom Kreisjugendring für die offene Jugendarbeit unterstützt wird, schaut nach Alternativen. Ungenutztes Potenzial gebe es in Nürnberg, so Matthias Klose, aber ob man da rankomme und ob die Miete bei den aktuellen Preisen für den Verein zu stemmen sei, bezweifelt er.

Während sich die Räume bereits füllen, weil eine Diskussionsveranstaltung zum Frankenschnellweg im Projekt 31 ansteht, sagt Matthias Klose in die Runde: "Nürnberg braucht Projekte wie dieses. Doch was passiert, wenn eine Stadt keine Räume mehr für solche Initiativen hat?" Die Frage bleibt unbeantwortet im Raum stehen.

www.projekt31.org

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