Nürnberger Theaterpremieren jetzt online

3.2.2021, 11:54 Uhr
"Isola" heißt das neue Stück von Philipp Löhle: ein Krimi mit Corona-Bezügen?

© Fersterer, Staatstheater "Isola" heißt das neue Stück von Philipp Löhle: ein Krimi mit Corona-Bezügen?

Katja Ott, pfiffig wie sie ist, hat am Theater Erlangen bereits Ende der letzten Spielzeit auf Lockdown-Bedingungen umgeschwenkt: „Let them eat money“, das Zukunfts-Projekt des renommierten Regisseurs und Filmemachers Andres Veiel, lief im Juli gleich als Live-Stream aus dem Markgrafentheater. Und das Experiment gelang sogar.

Am Freitag lässt es die Intendantin wiederaufnehmen und lädt die Zuschauer – zum Preis von 7 Euro – dazu auf die Homepage des Theaters. Nächste Woche ist dann auch das Erfolgs-Solo „Die Leiden des jungen Werther“ von Eike Hannemann im Stream zu sehen (11. Februar ab 19 Uhr). Und pünktlich zum Valentinstag gibt es „Mein Glück, Du!“ – als digitalen Abend mit analogen Liebesbriefen, die vom Ensemble gelesen werden. Sogar selber darf man dichten, für 5 Euro auf Zoom (14. Februar, 20 Uhr).

Vor März, so der frustrierende Stand der Dinge, werden die bayerischen Theaterhäuser nicht öffnen können – wahrscheinlich erst um einiges später. Grund genug, dass auch das Nürnberger Schauspiel seinen „Digitalen Fundus“ sinnvoll aufstockt und nun auch Online-Premieren anbietet.

Auftakt mit Juli Zeh

Juli Zehs Roman „Corpus Delicti“ ist der Stoff für die erste in der nächsten Woche, und dass darin – das Buch spielt in der Zukunft – eine Art „Gesundheitsdiktatur“ herrscht, lässt die clevere Dystopie für manchen sicher sehr gegenwärtig erscheinen. Schauspieler Janning Kahnert hat die Regie übernommen (12. Februar, 19.30 Uhr).

„Für uns und mich ist das ein wichtiger Schritt“, erläutert Schauspielchef Jan Philipp Gloger dazu im Gespräch, „schon, weil der Lockdown andauert und wir einfach den Kontakt zu unserem Publikum erhalten wollen. Wir vermissen es so sehr!“

Als Uraufführung gar ist ein neues satirisches Stück von Nürnbergs Hausautor Philip Löhle im Stream zu erleben: „Isola“, ein vermeintlicher Historienkrimi aus dem Jahr 1838, bei dem die Feier eines Grafen ein Todesopfer nach dem anderen fordert. „Wir wollten einfach nicht länger mit dem Projekt warten, auch weil es ja zur Corona-Thematik ist, aber geschickterweise in eine ganz andere Welt, nämlich den Biedermeier, verführt“, so Gloger, der dabei auch die Regie hat. Das Ganze ist zudem geschnitten wie ein Film (26. Februar, 19.30 Uhr).

Und einen „Macbeth“ setzt Gloger aufs Programm, aber nicht die alte Loop-Version aus dem Schauspielhaus von Philip Preuß, sondern eine Neufassung – als „Kurznachrichtentheater“, eben à la WhatsApp & Co. (12. März, 19.30 Uhr).

„Mein Versuch, Macbeth in eine Chatgruppe zu verlegen, in der die Zuschauer gemeinsam mit den Schauspielern Macbeths Verlust der Realität verfolgen, ist ein richtiges Experiment: Kann man online Theater spielen?“, so Gloger. „Hier wird der zweite Grund deutlich, warum uns das wichtig ist: Wir wollen die Zeit des Lockdowns nutzen, um Erzählweisen und Ausdrucksmittel auch für zukünftige Projekte zu erkunden. Das Digitale kommt auf uns zu, und ich glaube, es ist wichtig, sich an den richtigen Stellen abzugrenzen und an anderen zu öffnen.“ Das klingt vernünftig.

Sonette in der 3. Etage

„Mal sehen, wie unsere 3. Etage online funktioniert“, sagt Gloger, der für das Kleinformat des Hauses fünf
Termine im 14-Tage-Turnus angesetzt hat. Philip Löhle als spöttischer Kommentator macht den Auftakt (Freitag, 19.30 Uhr), danach folgen Shakespeares Sonette, Songs mit Vera Mohrs, Komik im „Freistil“ und ein digitaler Buchclub mit Yascha Finn Nolting.

„Wir wollen mit den Zuschauern dabei in Kleingruppen gehen, so dass man mal wieder ins Plaudern kommt.“ Auch im Import/ Export Café gibt es Podiumsgespräche, zum „Black History Month“ (18. Februar, 19.30 Uhr) und den „Nürnberger Wochen gegen Rassismus“ (25. März).

Übrigens: Alle Online-Veranstaltungen sind kostenlos und über Webex, YouTube und Telegram anzusehen. Für die Chatrunden muss man sich im Webshop des Theaters registrieren lassen, dann gibt es den Zugang per E-Mail. Ach, was tut man nicht alles als treues Publikum . . .

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