Schriftsteller Joshua Groß: Jung und verrückt

14.11.2013, 20:12 Uhr
Schriftsteller Joshua Groß: Jung und verrückt

© Starfruit

Emil Mino und sein Kumpel Luca Tasso, die Hauptfiguren in dem Roman, sind so etwas wie wiedergeborene Beatniks in der fränkischen Provinz. Die beiden Lebenskünstler sind Rebellen ohne Grund, haben den Kopf voll irrer Ideen, keinen festen Job, Probleme mit ihren Freundinnen und eine große Sehnsucht im Herzen. Joshua Groß erzählt von der Schwierigkeit, erwachsen zu werden – aber wie!

Der Autor macht den Leser zu seinem Komplizen und lässt ihn nicht mehr los. Die Atmosphäre erinnert an Godards Kultfilm "Außer Atem“ oder an Salingers Roman „Fänger im Roggen“, aber auch an die Bücher von Jack Kerouac, Richard Brautigan und Philippe Djan.

Groß spielt mit popkulturellen Referenzen

Der Jungautor ist aber kein bloßer Epigone, sondern spielt äußerst geschickt und bewusst mit popkulturellen Referenzen. Vor allem aber gelingen ihm starke poetische und surreale Bilder und Sätze wie: "Lieben wir uns noch, oder ist es nur ein Gedanke, den man hat, wenn man Rolltreppen hochfährt?“

Joshua Groß, der in Altdorf mit drei kleineren Geschwistern aufgewachsen ist und jetzt in Nürnberg lebt, ist bisher ein unbeschriebenes Blatt. Er hat die Waldorfschule in Wendelstein besucht, in Erlangen einen Bachelor in Politikwissenschaft und Okonomie gemacht und absolviert jetzt, gefördert vom Elite-Netzwerk Bayern, ein Aufbaustudium mit dem kryptischen Titel "Ethik der Textkulturen“.

Dabei geht es vor allem um Philosophie, Theologie und Literaturwissenschaft. Mit 17 hat er begonnen Gedichte zu schreiben, später auch Kurzgeschichten und Kritiken. Kontakte zur regionalen Literaturszene hatte er nie. "Mir ist klar, dass ich wahrscheinlich niemals vom Schreiben leben kann“, sagt Groß, der am liebsten mal einen Job im Kulturbetrieb haben würde.

Fotos als atmosphärischer Rahmen für den Roman

Der Nürnberger Verleger Manfred Rothenberger, der auch das Institut für moderne Kunst leitet, war auf Anhieb von dem Manuskript begeistert und brachte Joshua Groß mit dem Berliner Fotografen Philippe Gerlach zusammen. Bei einem gemeinsamen Trip nach New York stellten die beiden fest, dass sie ähnlich ticken. Gerlachs Fotos bilden jetzt den atmosphärischen Rahmen für den Roman.

Natürlich ist es kein Zufall, dass die Lieblingsautoren von Joshua Groß Amerikaner wie Richard Brautigan, William S. Burroughs oder Allen Ginsberg sind. Die literarische Form ist ihm so wichtig wie der Inhalt, tatsächlich fesselt einen der erstaunlich souveräne Stil fast mehr als die zum Ende hin doch ziemlich abgedrehte Story.

Die besteht aus drei Teilen: Zuerst kaufen Mino und Tasso eine alte Telefonzelle und eröffnen auf einem Parkplatz bei Nürnberg ein Buch-Antiquariat; ungewollt entwickelt sich daraus ein fränkisches Woodstock-Festival.

Die beiden Kumpel fahren dann mit einem alten VW-Bus nach Berlin, bauen ein Piratenschiff und versuchen sich schließlich als Detektive in Flashcity. Außenseiter in einer Gesellschaft der Angepassten.

So verrückt das klingt, ist die Geschichte auch. Drogen spielen darin ebenso eine Rolle wie Pop- und HipHop-Musik als Soundtrack und Beziehungssystem. Joshua Groß trifft damit das unsichere Lebensgefühl junger Leute von heute und er hat Sinn für schrägen Humor. Deshalb verzeiht man ihm auch gerne ein paar altkluge Sentenzen und coole Posen: „Der Dichter ist so was wie ein Astronaut“ oder „Der Sinn beginnt, wo die Sprache aufhört“.

Das Ganze ist ein erfrischend-literarischer Spaß und ein höchst aufregendes Debüt, das – wie man so sagt – Anlass zu den schönsten Hoffnungen gibt. Joshua Groß ist ein Name, den sich Literaturfreunde merken sollten. Sein Talent ist beachtlich, seine Kreativität verblüffend. Die Fortsetzung des Debütromans liegt bereits fertig in der Schublade, ebenso eine Novelle. Man darf gespannt sein.

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