Schweizer Duo "Ohne Rolf" erhält Deutschen Kabarettpreis

6.1.2016, 06:00 Uhr
Das Schweizer Duo "Ohne Rolf", bestehend aus Christof Wolfisberg (links) und Jonas Anderhub, kommt ganz ohne gesprochene Worte aus.

© Foto: PR Das Schweizer Duo "Ohne Rolf", bestehend aus Christof Wolfisberg (links) und Jonas Anderhub, kommt ganz ohne gesprochene Worte aus.

Herr Anderhub, wie erklären Sie jemandem, der Sie noch nie auf der Bühne gesehen hat, was Sie da tun und was daran lustig ist?

Anderhub: Eigentlich stehen wir wie zwei Comicfiguren auf der Bühne und blättern unsere Sprechblasen so, dass das Publikum sie lesen kann. Das ist so etwas wie eine Mischung aus absurdem Theater, Literatur und lebendigem Comic, aber schwer zu erklären, weil es tatsächlich eine neue Form ist, die man so nicht kennt. Und ob es lustig ist, das hängt vom Publikum ab: Es gibt den Ton an. Wir sind ja relativ statisch auf der Bühne.

Plakate umzublättern, das klingt ziemlich simpel...

Anderhub: Ja, ist es eigentlich auch. Die Kunst ist, mit dieser Einfachheit und eingeschränkt zu spielen. Die Leute vergessen eigentlich immer sehr schnell, dass sie lesen, was wir schon lange vorgedruckt haben.

Haben Sie manchmal den Wunsch, ganz spontan etwas zu „sagen“, den Edding rauszuholen und einfach auf die Plakate zu schreiben?

Anderhub: Nein. Unsere Programme sind so wie Tanzchoreografien, die man konzentriert abspielt.

Wie stark können Sie die Abende dabei mit Timing, Mimik, Gestik variieren?

Anderhub: Jedes Plakat hat sein eigenes Tempo. Weil wir unsere Programme sehr oft spielen, wissen wir zum Beispiel, welche Pointen wir sehr schnell hochziehen müssen und welche Pointen nur langsam funktioniert. Das sind Erfahrungswerte, die man nur vor Publikum sammeln kann.

Und das reagiert immer gleich?

Anderhub: Nein. Es kann sein, dass es am ersten Abend ganz anders reagiert als am zweiten, weil es eben anders zusammengesetzt ist. Und dann sind wir verpflichtet, Pausen zu machen oder den Rhythmus anzupassen. Das ist das einzige, was wir tun können: Mal ne halbe Sekunde länger zu warten oder einen Applaus abzuwarten. Wir müssen auch aufpassen, dass keine Pointe untergeht, wenn wir zum Beispiel abgelenkt sind durch einen Hustenanfall im Publikum. Das können andere Künstler oft spontan einbauen und vielleicht sagen: Gesundheit!

Und was machen Sie?

Anderhub: Wir haben schon auch Notplakate für solche Störungen. Für die sind wir besonders anfällig, sie können unseren Rhythmus total durcheinanderbringen, weil eben die Stille ganz wichtig ist und eine eigene Dynamik hat.

Für welche Fälle haben Sie denn Notplakate?

Anderhub: Wir können zum Beispiel auf einen Fotografen eingehen oder auf einen Besucher, der zu spät kommt. Auch wenn einer von uns erkältet ist und wir wissen, der Reizhusten könnte kommen, sind wir vorbereitet. Es wäre ein Traum von uns, einen ganzen Abend mit Plakate so zu gestalten, dass man quasi auf alles reagieren kann, was passiert. An gewissen Stellen können wir das jetzt schon.

Wie denn?

Anderhub: Je nachdem wie das Publikum reagiert, können wir die eine oder andere Antwort bringen, indem wir statt ein Plakat zwei miteinander blättern.

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