Free ESC

Seicht, aber amüsant: Rea Garvey gewinnt den Free ESC

16.5.2021, 14:04 Uhr
Triumph für Irland: Rea Garvey.

© Willi Weber, dpa Triumph für Irland: Rea Garvey.

Raab mischte gekonnt die üblichen Zutaten: Steven Gätjen und Conchita Wurst als Moderatoren-Duo, jede Menge musikalische B- und C-Prominenz mit neu erschienenen Songs, den legendären Off-Sprecher von TV Total, die Studioband von TV Total und Helge Schneider. Man fragt sich nur, warum Elton nicht dabei war.

Der Modus ist an den „echten“ ESC angelehnt, es gibt Songs aus 16 Ländern zu hören und aus diesen Ländern werden dann Punkte vergeben. Allerdings verzichtet der Free ESC völlig auf jeden Hauch von Seriosität. Während im Vorbild, das nächsten Samstag über die Bühne geht, wenigstens Organisationen aus den jeweiligen Ländern eine Auswahl treffen oder sogar die Bevölkerung zur Abstimmung aufgerufen wird, ordnet Stefan Raab fröhlich Künstler zu. Die haben dann eine kroatische Mutter oder einen polnischen Schwippschwager. Egal, muss reichen.

Noch hahnebüchener ist die Auswahl der „Juroren“. Denn nur die Zuschauer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz können per SMS abstimmen. Die restlichen Länder bekommen jeweils einen völlig willkürlich ausgewählten Repräsentanten, etwa Fußballer Javi Martinez für Spanien oder Schlagersänger Ross Antony für England.

Wir wollen nicht pingelig sein, für seriöse Unterhaltung hätte man eben auf Arte umschalten müssen. Zumindest machte dieser Modus die Auszählung spannend, weil die Punkte eben ganz nach persönlichem Gusto des jeweiligen Landesvertreters vergeben wurden.

Garvey triumphiert mit Fiedel-Intro

Am Ende gewinnt einer, dessen Gesicht man gefühlt jeden zweiten Abend in der Mattscheibe flimmern sieht, nämlich Irlands immer gut gelaunter Hansdampf in allen Gassen Rea Garvey. Bekannt geworden ist er mit mittelmäßiger Rockmusik, den Free ESC gewinnt er mit einem mittelmäßigen Pop-Song, dem bereits im November erschienenen „The One“ - nur echt mit irischem Fiedel-Intro.

Der falsche Udo Lindenberg schwingt das Mikro.

Der falsche Udo Lindenberg schwingt das Mikro. © Willi Weber, dpa

Die zwei Höhepunkte des Abends liefern andere. Sängerin Elif tritt mit (geschminktem) blauen Auge für die Türkei an. Ihr Song „Alles Helal“ thematisiert Gewalt gegen Frauen, insbesondere in der Türkei, und ist ein starkes politisches Statement, wie es auch der Original-ESC in seinen besten Momenten schon hervorgebracht hat. Die große Überraschung ist der deutsche Beitrag. Passend zum heutigen 75. Geburtstag darf Udo Lindenberg sein Heimatland vertreten. Udo? In so einer Sendung?

Reingefallen! Raab-Freund und Dada-König Helge Schneider gibt den Lindenberg und das kann er gut. Als er das Mikrofon am Kabel herumschwingt wie ein Lasso und dabei mehrfach mit voller Absicht aus Versehen auf den Studioboden donnert, muss der Zuschauer schon schmunzeln - und mehr will er ja gar nicht, der Herr Raab.

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