So will das Nürnberger Staatstheater Vorstellungausfälle verhindern

24.9.2020, 18:15 Uhr
Großes Haus mit derzeit coronabedingt wenigen Vorstellungen und Besuchern. Schnelltests für die Mitarbeiter des Hauses sollen ein Weg sein, diesen Zustand bald zu verbessern.

© Eduard Weigert, NZ Großes Haus mit derzeit coronabedingt wenigen Vorstellungen und Besuchern. Schnelltests für die Mitarbeiter des Hauses sollen ein Weg sein, diesen Zustand bald zu verbessern.

Kratzt der Hals bei der Sängerin, fühlt sich der Schauspieler fiebrig, muss die Vorstellung, für die er oder sie am Abend vorgesehen sind, nicht mehr zwingend ausfallen. Um das Ensemble und die Zuschauer besser vor einer Infektion mit dem Coronavirus schützen zu können, lässt das Nürnberger Staatstheater seine Künstlerinnen und Künstler auf der Bühne nun schneller testen.

Ensemblemitglieder mit coronatypischen Symptomen könnten sich direkt in der Infektambulanz der Klinik Hallerwiese-Cnopfsche Kinderklinik testen lassen, teilte Bayerns größtes Mehrspartenhaus mit. Die Ergebnisse lägen innerhalb weniger Stunden vor, so dass Vorstellungen nicht kurzfristig abgesagt werden müssten.

So funktioniert das Testverfahren im Rahmen der Kooperation: Bühnenkünstlerinnen und -künstler, die für das Stattfinden einer Veranstaltung am Staatstheater unverzichtbar sind und im Vorfeld der Aufführung bestimmte Symptome verspüren (trockener Husten, Fieber ab 38 °C, Verlust des Geruchs- und/oder Geschmackssinns), können sich in der Infektambulanz der Cnopfschen Kinderklinik in Nürnberg testen lassen. Die Ergebnisse liegen in der Regel innerhalb weniger Stunden vor, so dass bei einem negativen Testergebnis die betreffende Vorstellung nicht kurzfristig abgesagt werden muss.

Hat hohe Erwartungen in die Corona-Schnelltests: Staatsintendant Jens-Daniel Herzog.

Hat hohe Erwartungen in die Corona-Schnelltests: Staatsintendant Jens-Daniel Herzog. © Roland Fengler, NNZ

Staatsintendant Jens-Daniel Herzog ist von der großen Bedeutung dieser Kooperation überzeugt: "Für die Zukunft unseres Spielbetriebs am Staatstheater ist die Möglichkeit zu einer beschleunigten Testung unverzichtbar. Nur so haben wir die Chance, unser anspruchsvolles künstlerisches Programm in Zeiten der Pandemie auf die Bühne zu bringen", so Herzog.

Christian Ruppert, Geschäftsführender Direktor der Stiftung Staatstheater Nürnberg, ergänzt: "Die Kooperation mit dem Klinik-Partner vor Ort hilft uns ungemein dabei, trotz Corona allen Beteiligten ein möglichst sicheres und unbeschwertes Theatererlebnis zu ermöglichen."


Neue Spielzeit: So geht es weiter im Staatstheater Nürnberg


Prof. Dr. Michael Schroth, Chefarzt der Pädiatrie und Neonatologie und Ärztlicher Direktor der Cnopfschen Kinderklinik, engagiert sich seit vielen Jahren ehrenamtlich als Theaterarzt am Staatstheater Nürnberg: "Mit den Corona-Testungen möchten wir dazu beitragen, dass der Spielbetrieb des Staatstheaters Nürnberg sicher fortgesetzt werden kann. In dieser herausfordernden Zeit ist es für die Klinik selbstverständlich, auch den Kulturbetrieb unserer Region zu unterstützen. Dieses Leuchtturmprojekt ist ein Signal an die Gesellschaft, dass Nürnberg zusammenhält."

Peter Rahn, Geschäftsführender Leiter der Klinik Hallerwiese-Cnopfsche Kinderklinik, ergänzt: "Diese Kooperation ist mir ein besonderes Anliegen. Als Klinik haben wir die Corona-Pandemie gemeinsam mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bisher sehr gut gemeistert. Da uns die Stadt Nürnberg während des Katastrophenfalls tatkräftig unterstützt hat, freuen wir uns jetzt dem Staatstheater Nürnberg zur Seite stehen zu können."

Argumente für eine Erhöhung der Obergrenze

Letztlich sammelt man am Staatstheater mit dieser Kooperation auch Argumente dafür, dass die Obergrenzen für Besucher in den Spielstätten erhöht werden. Als Vorbild dient dabei München, wo Nikolaus Bachler, Intendant der Bayerischen Staatsoper, fordert, die Obergrenze von maximal 200 Zuschauern bei Kulturveranstaltungen müsse zum 1. Oktober fallen. Aufgrund der unterschiedlichen Bedingungen könnten im Nationaltheater und an anderen Veranstaltungsorten deutlich höhere Besucherzahlen verantwortet werden.


Die Staatsoper hatte in einem Pilotprojekt im September vor 500 statt 200 Zuschauern im Nationaltheater spielen dürfen. In einem
Zwischenbericht für das Kunstministerium zog die Staatsoper eine positive Bilanz: Bei 21 Vorstellungen an 23 Spieltagen sei keine
einzige Infektion nach einem Besuch des Theaters bekannt geworden. Bei einer Befragung hätten 94 Prozent der Zuschauer angegeben, sich sicher zu fühlen und zufrieden mit den Corona-Maßnahmen zu sein.

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