Steinreiches Franken

13.4.2021, 09:02 Uhr
Steinreiches Franken

© Ute Rauschenbach

Die Zeit wurde gut genutzt: Passend zur Geschichte des Hauses wurde eine Naturstein- Ausstellung im Fränkischen Freilandmuseum des Bezirks Mittelfranken in Bad Windsheim konzipiert und umgesetzt. Sie spricht Kopf und Hände gleichermaßen an. Interessierte erfahren zum einen etwas über die Besonderheiten der Natursteinvorkommen in Franken und zum anderen etwas über die handwerkliche Bearbeitung dieser Steine, die sie mit allen Sinnen nachvollziehen können. Der Einsatz und der unterschiedliche Klang von Spreng-, Spitz- und Zahneisen, von Krönel, Stein-Beil, Scharrier-Eisen, Steinhobel, Stock- und Riffelhammer sowie unterschiedlicher Schleifsteine sind nach dem Besuch der Ausstellung glasklar. Die verschiedenen Oberflächenstrukturen, die sie auf dem bearbeiteten Stein erzeugen, gleichermaßen – sie sind anschaulich dargestellt und, wenn es wieder möglich ist, auch betastbar.

Steinreiches Franken

© Lisa Baluschek

Steinreiches Franken

© Ute Rauschenbach

Hunderte von kleineren und größeren Steinbrüchen prägten früher das fränkische Landschaftsbild. Sie versorgten die umliegenden Ortschaften mit Bruch- und Hausteinen. Reist man von West nach Ost durch Franken, fällt ein schrittweiser Wechsel in der Farbigkeit der Ortschaften auf, der durch die regional abgebaute Gesteinsart bestimmt wird. Diesen Farbwechsel von rotem Buntsandstein, grauem Muschelkalk, grünlich-grauem Keupersandstein sowie hellem Jurakalk und den Steinreichtum allgemein verdankt Franken der sogenannten Fränkischen Schichtstufenlandschaft. Ihre Entstehungsgeschichte vor vielen Millionen Jahren erläutert eine Tastgrafik.

Wer möchte, kann bei dieser Ausstellungseinheit auch Steinbrocken unter die Lupe nehmen und lernen, wie man Sandvon Kalksteinen unterscheiden kann. Und wer tiefer in die Geschichte des ländlichen Bauens mit Naturstein eintauchen möchte, dem sei der knapp 300 Seiten dicke Band echt, stark! empfohlen, der innerhalb der Reihe der Schriften Süddeutscher Freilichtmuseen herausgegeben wurde. Vom Abbau und der Verarbeitung des Gesteins handeln die 16 Beiträge dieses Bandes, vom Wachsen, Bestehen und Weichen großer und kleiner Betriebe bayernweit, außerdem vom traditionellen steinernen Hausbau auf dem Land und schließlich von den Dingen des Alltags, die aus Stein gefertigt werden, wie Dachschindeln, Schiefertafeln oder Lithografie- Steine. Erhältlich ist der Band über den Webshop www.freilandmuseum.de/kaufladen oder an der Museumskasse.

Das Beste an der kleinen, aber feinen Ausstellung ist gleichzeitig auch das, was ein Erleben derzeit sehr kompliziert macht. Sie ist mit inklusiven Elementen angelegt: mit Taststationen, Hörstationen, einem Video in Gebärdensprache und einem Audioguide für blinde und seheingeschränkte Besucherinnen und Besucher, so dass Menschen mit Einschränkungen sie selbständig besuchen können. Ein Berühren der Ausstellungsgegenstände ist derzeit aber noch nicht möglich, denn die momentanen Einschränkungen erlauben lediglich einen Blick in die Ausstellung. Eine Desinfektion der Tastflächen oder die Verwendung von Handschuhen wäre eine Option, die noch geprüft werden muss.

http://freilandmuseum.de

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