Bahnhof Zoo

Sucht, Sex und Tote: "Christiane F." kehrt zurück

18.2.2021, 11:10 Uhr
Die Schauspielerin Jana McKinnon (als Christiane) in einer Szene aus Folge 5 der neuen Serie "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo".

© Mike Kraus, dpa Die Schauspielerin Jana McKinnon (als Christiane) in einer Szene aus Folge 5 der neuen Serie "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo".

Die eindringliche Milieuschilderung wurde zum Bestseller, 1981 kam die Verfilmung von Regisseur Uli Edel in die Kinos. Jetzt wurde der Stoff als Serie neu verfilmt – die acht Episoden sind ab 19. Februar beim Streamingdienst Amazon Prime Video zu sehen.
Die in Prag und Berlin für etwa 25 Millionen Euro gedrehte Serie ist optisch modern, inhaltlich bleibt sie recht nah am Original. Im Mittelpunkt der Handlung stehen sechs Jugendliche aus dem West-Berlin der 80er Jahre: Christiane (Jana McKinnon) ist ein braves Mädchen, das mit den Eltern in einem schäbigen Hochhaus lebt. Stella (Lena Urzendowsky) ist die aufmüpfige Tochter einer Alkoholikerin, Babsi (Lea Drinda) ein Töchterchen aus vornehmem Haus.

Die Gefahr lauert überall

Genau wie ihre Freunde Benno (Michelangelo Fortuzzi), Axel (Jeremias Meyer) und Michi (Bruno Alexander) wollen sie frei sein, raus aus Mief und Spießigkeit. Die Clique feiert in den Discos der Stadt, doch der Absturz – vorweggenommen in einer Szene, in der Christiane mit einem Fahrstuhl abstürzt und wie durch ein Wunder unverletzt bleibt – ist vorgezeichnet.

Die Teenager machen erste Drogenerfahrungen, geraten in schlechte Kreise, einer nach dem anderen beginnt, Heroin zu spritzen und den eigenen Körper an schmierige Freier zu verkaufen. Die Gefahr lauert überall auf die sechs Freunde und sie geht hauptsächlich von perversen Männern aus. So werden in einer luxuriösen Villa von skrupellosen Reichen wüste Sexorgien mit Minderjährigen gefeiert, bei denen es sogar Tote gibt.

Schale Höhenflüge

Eine zwiespältige Figur ist Günther (Bernd Hölscher), ein Zoohändler, der dealt und dazu pädophile Neigungen hat. Als Tessa in der Kneipe ihrer Mutter von einem Gast vergewaltigt wird, zieht sie zu Günther und wird es bereuen.

Zwischen zunehmend schalen Höhenflügen und immer tieferen Abstürzen genießen die Freundinnen eine Art Gemeinschaftsgefühl. Doch als die erste von ihnen an ihrer Drogensucht stirbt, beschließt Christiane, einen Entzug zu machen und auszusteigen – doch das ist fast unmöglich.

Die Schauspielerinnen Jana McKinnon (l-r, als Christiane), Lea Drinda (Babsi) und Lena Urzendowsky (Stella) in  neuen Serie "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo".

Die Schauspielerinnen Jana McKinnon (l-r, als Christiane), Lea Drinda (Babsi) und Lena Urzendowsky (Stella) in  neuen Serie "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo". © Mike Kraus, dpa

Regie führte Philipp Kadelbach, der mit der Serie „Das Parfum“ schon einmal einen populären Stoff neu interpretiert hat. Die spannende Geschichte der Clique bettet Kadelbach in mitreißende und teils surreale Bilder ein: Mal weint David Bowie auf einem Plakat Blut, mal beginnen Tänzer zu schweben, die Wand eines Zimmers weicht einer apokalyptischen Tanzfläche, ein Junge wähnt sich auf dem Drogentrip in einer Eislandschaft.

Musik von David Bowie

Dabei ist stets der Versuch spürbar, den Drogenkonsum nicht zu verherrlichen. So schmutzig und realistisch wie im Film, der 1981 eine ganze Elterngeneration schockierte, werden die Schattenseiten der Sucht und des Milieus allerdings nicht gezeigt.

Eingehüllt ist die Handlung wieder in die Musik von David Bowie: Die echte Christiane F. hatte ein Konzert des Popstars besucht – die Szene spielt im Film wie auch in der Serie eine zentrale Rolle.

Info: „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ (ab Freitag, 19. Februar, auf Amazon Prime Video)

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