Surfrock aus Hilpoltstein

8.7.2018, 19:00 Uhr
Surfrock aus Hilpoltstein

© Foto: Damenklo Records/PR

Das Stichwort heißt Schnittmenge: Sebastian Förschl (Schlagzeug), Ronald Bauer (Bass), Christopher Tretbar und Bernhard Krach (Gitarren) sowie Andreas Schmidt (Weltraumorgel & Gitarre) kommen aus den unterschiedlichsten musikalischen Ecken. Surfrock ist das, auf was sich alle in der Band einigen können. So kommt es, dass bei Monokino der studierte Klassik- und hauptberufliche Orchestermusiker Förschl auf die Punkrocker Bauer (spielt sonst bei der Band Gott & die Welt) und Tretbar (The Yoohoos) trifft . . .

Sommer, Sonne, Strand und der Sternenhimmel über Hawaii, das sind auch auf Album Nummer 3 die Koordinaten fürs große Kopfkino: Auch auf "Systopia" wird der Baggersee zum Beach und die Picknickdecke zur Strandbar. Und immer geht etwas, wenn Monokini auf die nächste Welle wartet. Aufgenommen wurde "Systopia" wie schon der Vorgänger "Dos Cañones" erneut mit dem Hamburger Produzenten Torsten Otto, der schon mit so großen Namen wie Tocotronic, Kettcar, Fehlfarben und Kreator gearbeitet hat – aber diesmal nicht auswärts, sondern im heimischen Gostenhof bei Roman Katzer, in gerade mal fünf Tagen.

War das Monokini-Debüt 2004 noch eine Hommage an den klassischen Surfsound der 60er Jahre, so entführte uns "Dos Cañones" (2013) in die 70er Jahre, wo Klänge aus flirrenden Italo-Western auf obskure Science-Fiction-Sounds trafen. Auf "Systopia" zieht sich nun eine dezente 80er-Jahre-Kante durch die 13 atmosphärischen Surfnummern, und die steht Sound und Songs sehr gut.

Wir reden an dieser Stelle freilich von Nuancen. Knietief bleiben Monokini im Genre verwurzelt und ihrem klassischen Surfsound treu. Das ungeübte Ohr wird keine großen Unterschiede feststellen, doch der Teufel steckt auch hier wie so oft im Detail. Und Monokini sind wahre MusikNerds, die sich diebisch über Farbtupfer wie die betont schäbigen Keyboards im Mittelteil von "Casio Royale" oder über den New Order-Bass am Anfang von "Astropolis" freuen.

"Unterm Strich ist das aber immer noch Surf, und es sind immer noch wir", erklärt Ronald. Die Platte ist unter Druck und sehr fix entstanden, weil die Band diesen Sommer für das legendäre "Surfer Joe"-Festival im italienischen Livorno gebucht war, dem weltgrößten Genre-Festival – und dort unbedingt mit einem neuen Tonträger im Gepäck anreisen wollte. "Weil es so schnell gehen musste, ist das Album weniger verkopft, aber vielleicht tut ihm gerade das gut."

Das Vibraphon übernimmt

Der Sound von Monokini ist auch im 20sten Bandjahr immer noch komplett instrumental gehalten. Unter den 13 gesangslosen Nummern finden sich zwei Coverversionen. Da ist zum einen die "Green Hornet Theme", bekannt aus der gleichnamigen TV-Serie mit Bruce Lee und aus dem ersten Teil von Quentin Tarantinos "Kill Bill". Allerdings wird die Nummer bei Monokini nicht klassisch auf der Trompete geblasen, sondern von Sebastian Förschl auf dem Vibraphon gespielt — und erhebt dieses zum Lead-Instrument "Und Vibraphon kann der ziemlich gut", nickt Ronald. "Wenn man schon den Schlagzeuger der Münchner Philharmoniker in der Band hat, dann sollte man ihn auch seine Stärken ausspielen lassen . . ."

Die andere Coverversion stammt aus den 60ern, hört auf den schönen Titel "Butterfingers" und wurde von einer höchst obskuren Surfsingle entliehen: von einer unbekannten Combo namens The Crunchendos, die Chuck Rio (Saxofonist der kalifornischen Rock ’n’ Roll-Band The Champs) produziert hat. "Ein toller Song, der nicht oft gecovert wird", sagt Ronald. "Also eigentlich nie."

Das schicke LP-Cover stammt von Ulrich Planer, einem Bekannten aus gemeinsamen Schulzeiten in Hilpoltstein Rock City, den die Band diesmal sogar bezahlt hat – wo solche Leistungen in der DIY-Szene ja gerne mal unter Freundschaftsdienst laufen. "Das Konzept ist in etwa ,Spaß haben in einer abgefuckten Welt‘. Das hat er ganz vernünftig umgesetzt, finde ich." Finden wir aber auch! Gute Band, gute Scheibe.

Aktuelle LP/CD: Monokini "Systopia" (Damenklo Records).

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