The Who rockt wieder

15.1.2019, 14:06 Uhr
The Who rockt wieder

© Foto: Hannah Mckay/dpa

Die legendäre britische Rockband, eine der dienstältesten der Welt, plant für 2019 ihr erstes Album mit neuem Material seit 13 Jahren.

Der Grund für das unerwartete Studio-Comeback der früher oft
zerstrittenen Who-Gründungsmitglieder Townshend und Daltrey laut
US-Musikmagazin „Rolling Stone“: eine ab Mai geplante
Nordamerika-Tournee, bei der nicht nur die alten Hits gespielt werden
sollen.

Die 1964 gegründete, inzwischen um mehrere Begleitmusiker erweiterte
Band will dann mit von Stadt zu Stadt wechselnden Orchestern
auftreten. Auf der Webseite von The Who wurde am Montag der Start des
Vorverkaufs bestätigt. Ab Freitag (18. Januar) sollen laut
Internetmagazin „Paste“ Tickets erhältlich sein – inklusive Zugang
zur neuen CD, wenn sie denn fertig ist.

„Wir sind jetzt alte Männer. Wir haben nicht mehr das gute Aussehen.
Wir haben nicht mehr den Glamour“, sagte Sänger Daltrey (74). „Was
uns bleibt, ist die Musik, und wir werden sie so frisch und kraftvoll
wie immer präsentieren.“ Nur weil die Band mit Orchester antrete,
solle man also keine faulen Kompromisse befürchten – es gebe wieder
„volle Pulle The Who".
The Who gilt neben den Beatles, Rolling Stones, Beach Boys und
Byrds als eine der wichtigsten Bands der 60er und 70er Jahre. Ihre
Lieder waren zunächst aggressiver als die der Konkurrenz, ihre
Konzerte waren explosiver. The Who erfand mit den Konzeptalben
„Tommy“ (1969) und „Quadrophenia“ (1973) quasi das Genre der
„Rockoper“ und beeinflusste wichtige Musiker wie The Clash, The Jam,
Oasis, Blur oder Paul Weller.

1969 trat die britische Band als einer der Top-Acts beim
Woodstock-Konzert auf. Sie hatte zahlreiche Singlehits wie „My
Generation“ (mit der berühmten Textzeile „Ich hoffe, ich sterbe,
bevor ich alt werde“), „Magic Bus“ oder „Pinball Wizard“. Das bislang
letzte Studioalbum „Endless Wire“ stammt von 2006. Seither waren
Townshend und Daltrey nur bei Tourneen gemeinsam als The Who
unterwegs und verfolgten ansonsten Solo-Aktivitäten.

Songautor und Gitarrist Townshend (73) erklärte die Pläne für neue
Band-Konzerte inklusive Studioalbum so: „Ich sagte, dass ich keine
Verträge unterzeichne, wenn wir kein neues Material haben. Das hat
nichts damit zu tun, dass wir ein Hitalbum haben wollen. (...) Es ist
rein persönlich. Es geht um meinen Stolz, mein Selbstwertgefühl und
Würde als Songschreiber.“

Zur Live-Band sollen Townshends Sohn Simon (Gitarre,
Backgroundgesang) und der Sohn von Beatles-Drummer Ringo Starr, Zak
Starkey (Schlagzeug), gehören. Für das noch nicht betitelte Album
existieren derzeit laut „Rolling Stone“ 15 Aufnahmen von Townshend
aus fünf englischen Studios, zu denen Daltrey in nächster Zeit den
Gesang beisteuern soll.

Da der Sänger in den vergangenen Jahren mehrfach Interesse an neuen Who-Songs geäußert hatte, steht einem Comeback-Album noch in diesem
Jahr wohl nichts im Wege. Nach Townshends Worten soll die Platte
„dunkle Balladen, Heavy-Rock, experimentelle Electronica,
Sampling-Sachen und auch typisches Who-Zeug“ enthalten. Nach einem
nostalgisch-betulichen Alterswerk hört sich das nicht an.

WERNER HERPELL/dpa

 

 

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