Unter acht Augen

16.10.2016, 18:29 Uhr

Die vier Streicher Anna Katharina Wildermuth (Violine), Noémi Zipperling (Violine), Caspar Vinzens (Viola) und Lukas Sieber (Violoncello) spielen seit ihrer Jugend im Aris-Quartett – dessen Name übrigens aus den Endbuchstaben ihrer Vornamen besteht. Vor wenigen Wochen gewannen sie im ARD-Wettbewerb 2016 gleich fünf Preise, darunter den 2. Preis und den Publikumspreis.

Das dynamische Quartett startete den Abend in Nürnberg mit Joseph Haydn, dem „Vater des Streichquartetts“, und zwar mit dem auch bei Amateurspielern sehr beliebten „Reiterquartett“ (op. 74 Nr. 3). Die Spieler nahmen die Idee der Themenübergabe geradezu wörtlich. Besonders die Viola neigte sich immer wieder auffallend zu ihrem Nachbarinstrument hinüber, um ihm, unterstützt durch Blickkontakt, mit dieser physischen Geste ihr musikalisches Thema zu übergeben.

Ein sehr schön ausgestaltetes Largo, in dem die Musiker (und besonders das Cello) sichtlich in der Musik
versanken, sowie ein beschwingtes Finale, das Haydns übermütigen Witz heraushob, ließen diese Interpretation gelingen, genauso wie die von Franz Schuberts Streichquartettsatz c-Moll D 703, in dem der Funke innerer Leidenschaft übersprang.

Das Aris-Quartett stellte dem Publikum aber auch unbekannteres Repertoire vor. In Anton Weberns prägnanten „Fünf Stücken“ für Streichquartett op. 5 (1909) betraten die Spieler eine Welt der abrupten Wechsel, die sie eindrucksvoll gestalteten.

Nach der Pause erweiterte sich das Quartett mit dem Krefelder Klarinettisten Thorsten Johanns, um Max Regers Klarinettenquintett in A-Dur op. 146 von 1916 zu spielen, seine letzte Komposition. Johanns, der auch im leisen Spiel einen klaren und sauberen Ton hatte, war perfekt in die neue Formation eingebunden, und auch er ist ein Meister des Blickkontakts. Als Zugabe gab es noch den gekürzten dritten Satz aus Mozarts beliebtem Klarinettenquintett – das Publikum zeigte sich hochzufrieden.

Keine Kommentare