Von Rittern, Mäusen und dem Leben auf der Flucht

13.9.2017, 18:28 Uhr
Von Rittern, Mäusen und dem Leben auf der Flucht

© Foto: Wolfgang Keller

"Wir sind gut aufgestellt", sagt Gisela Hofmann vom Gostner Hoftheater bei der jährlichen gemeinsamen Pressekonferenz der Kinder- und Jugendtheater in Nürnberg im Namen aller. "Es geht uns gut", bestätigen die Theatermacher. Doch die Stadt hat eine finanzielle Kürzung angedroht. Um zwei Prozent sollen die jährlichen Zuschüsse sinken. Dann käme das Kartenhaus wieder ins Wanken, wie Hofmann unmissverständlich klarstellt. Dabei sei doch gerade die pulsierende Kinder- und Jugendtheaterszene ein prima Pfund bei der anstehenden Kulturhauptstadt-Kampagne: "Nürnberg ist eine Hochburg der Kinder- und Jugendtheater, damit kann man in der Bewerbung sicherlich punkten." So werden auch in der anstehenden Saison wieder Theatergruppen aus ganz Europa in Nürnberg zu Gast sein, unter anderem bei den etablierten Nürnberger Festivals "Lichtblicke" (17.–26. Oktober) und "Panoptikum" (23.–28. Januar 2018).

Doch zunächst geht es um die neuen Stücke. Premiere beim Theater "Pfütze" feiert Umberto Ecos "Der Name der Rose". In der Inszenierung für Menschen ab 14 Jahren geht es um Machtverhältnisse und um Reichtum, die Theatermacher interessiert jedoch vor allem auch der Humor in dem legendären Roman. Neben acht Spielern und Musikern gibt es viel Wasser auf der Bühne. . . (ab 11. November)

Ansonsten hat man sich bei "Pfütze" zuletzt ein wenig schwer damit getan, mehr und mehr zu einer verplanten Theaterfabrik zu werden. Um dem gegenzusteuern, wurde die neue Reihe "Freiraum" installiert, die wieder Platz schaffen soll für die schnelle Idee und die kurzfristig realisierte Inspiration. Ein erstes daraus entsprungenes Projekt nennt sich "Einsteins Briefe": Ein Junge erwacht auf einem Floß, das auf dem Ozean treibt – und hat keine Ahnung, wo er ist.

"Die Wippe" hingegen ist das Ergebnis des Versuchs, eine Gruppe Kreativer in ein altes Schloss zu packen und zu sehen, was passiert. Die "Pfütze" hat das gemacht, und die beteiligten Künstler sind in dem "wirklich gruseligen Keller" auf eine verrostete Wippe gestoßen, die jetzt im Mittelpunkt eines Spiels steht.

"Da sein!" ist die anstehende Spielzeit beim Theater "Mummpitz" überschrieben. Die Bühne im Kachelbau entführt Besucher ab acht Jahren in die Zeit von König Artus: "Iwein Löwenritter" ist die Live-Hörspiel-Bearbeitung eines Romans von Felicitas Hoppe, für das sich der Theater- in einen Klangraum verwandelt. In dem Ritterstück geht es um Tugend und Größe, aber auch ums Scheitern (Premiere 18. November). Die Produktion "Glückstage" schlägt eine Brücke von Astrid Lindgren ("Lotta zieht um") zu Samuel Beckett ("Glückliche Tage"). Erzählt wird von der kleinen Charlie, die sich so über ihre Eltern ärgert, dass sie in ihre Sandburg umzieht (ab 14. April).

Beim Puppentheater "Salz und Pfeffer" und im Gostner Hoftheater macht Theater für Kinder und Jugendliche nur einen Teil des Programms aus, da beide Bühnen auch viel für Erwachsene spielen. Das neue Kinder-Stück von "Salz und Pfeffer" heißt "Stadt.Land.MAUS!, es geht frei nach Äsop und mit Musik um zwei neugierige Mäuse, eine aus der Stadt und eine vom Land. Premiere ist schon am 17. September.

Schweren Stoff fährt das Gostner Hoftheater auf. Im Mittelpunkt von "Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute" (ab 19. Oktober) steht der Zoo, der (eine wahre Geschichte) an das Konzentrationslager Buchenwald grenzte. Jens Raschke erzählt in der anspruchsvollen Parabel von den Tieren, die jeden Tag auf die Gestiefelten und Gestreiften gegenüber blicken – und wahlweise wegschauen oder verzweifeln.

In Elisabeth Steinkellners Stück "Rabensommer" (ab 18. Januar) erleben vier Abiturienten ihren letzten gemeinsamen Sommer, bevor der vielzitierte Ernst des Lebens beginnt. Das Kammerstück "Der Junge mit dem Koffer" ist eine Kooperation mit dem Staatstheater und handelt von der Flucht eines Jungen durch die Wüste und über Meere (ab 20. Juni 2018). Wieder aufgenommen werden "Tschick" und "Wir alle für immer zusammen".

Last but not least das Theater "Rootslöffel": Die Mini-Bühne in Gostenhof hat in dieser Saison die beiden neuen Stücke "Hans im Glück" und "Die Krähe und der Bär" im Programm.

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