Wirbel an der Semperoper um Ägyptens Präsidenten

28.1.2020, 16:00 Uhr
Wirbel an der Semperoper um Ägyptens Präsidenten

© Semperoper Dresden / Matthias Creutziger

Ballleiter Hans-Joachim Frey hatte die Ehrung al-Sisis verteidigt. Da es sich um eine Kulturveranstaltung handele, gehe es nicht um einen politischen Orden, sagte er dem Mitteldeutschen Rundfunk und verwies auf die Eröffnung eines nationalen Museums in Kairo. "Wir wollen Kulturbrücken bauen, um darüber eine vermittelnde Sprache zwischen Regionen zu schaffen", erklärte Frey.

Wirbel an der Semperoper um Ägyptens Präsidenten

© Foto: Günter Distler.

Semperoper-Intendant Theiler missbilligte die Entscheidung ausdrücklich. Die Semperoper sei vom Veranstalter nicht in die künstlerischen und programmatischen Planungen des für den 7. Februar geplanten Semper-Opernballs einbezogen wurden. "Die jüngsten, auch in der Öffentlichkeit umstrittenen Entscheidungen des Semper Opernball e. V. führen zu einer massiven Irritation innerhalb der Semperoper, die als führende Kulturinstitution stets Stellung für Freiheit, Toleranz und Menschenrechte bezieht", hieß es in einer Erklärung von Theiler.

Zahl der Hinrichtungen gestiegen

Der Dresdner Bundestagsabgeordnete Stephan Kühn (Grüne) nannte es beschämend, die Menschenrechtsverletzungen al-Sisis auszublenden. "Sie rollen einem Diktator den roten Teppich aus und beschädigen so ,die schönste Nacht des Jahres’ in Dresden", kritisierte Kühn den künstlerischen Leiter Frey. In Ägypten würden Oppositionelle, Aktivisten und Journalisten inhaftiert und entführt, erklärte der Bundestagsabgeordnete. Die Zahl der Hinrichtungen sei in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Unter diesen Eindrücken stelle sich die Frage, für welche Werte der Semper Opernball stehe, betonte er.

Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in Sachsen kritisierte die Ordensvergabe. Ganz abgesehen von der schlechten Behandlung von Arbeitnehmern in Ägypten unterminiere die Politik al-Sisis den inneren sozialen Frieden in dem nordafrikanischen Land. "Ein solcher Hintergrund hat nichts mit Kultur zu tun, sondern mit Diktatur", sagte DGB-Landeschef Markus Schlimbach.

Keine Kommentare