"Wut" auf den Terror im Theater Erlangen

22.1.2017, 15:41 Uhr

© Jochen Quast

Es ist ein nicht leicht verdaulicher Brocken, den Regisseur Paul-Georg Dittrich seinem Publikum da vorwirft: Elfriede Jelineks "Wut"-Text ist wie immer eine schwer durchdringliche Suada, die er in einzelne Szenen gießt, die aber nur durch Musik verbunden sind, keine Geschichte erzählen und immer wieder durch Performance unterbrochen werden.

Wer sich auf Überraschungen einlässt und neugierig bleibt, erhält einen großen Assoziations-Bogen, in dem Gott und die Religion das wankende Fundament bilden: Als Gläubige verbrämte Extremisten heben die Welt aus den Angeln. Es gibt keinen Gott, wer aber an keinen Gott glaubt, der wird "umgenietet", so die paradoxe Botschaft für eine paradoxe Welt.

Das Stück macht klar: Jelinek schreibt in unbändiger Wut über all die Unmenschlichkeiten, mit denen wir konfrontiert sind. Aber sie prangert die Wut auch als prägendes Gefühl derer an, die die Attentate begehen, die gegen alles hetzen, was anders ist (auch als Reaktion auf den Terror).

Viel Performance

Im Markgrafentheater ist eine Bühnen-Baustelle zu sehen, ein Steg reicht weit in den Zuschauerraum. Selbst im Hinter- und im Untergrund wird gespielt (und per Video übertragen). Manches bleibt reine Performance-Action, auf die sich jeder seinen eigenen Reim machen kann. Die Schauspieler (Marion Bordat, Clemens Giebel, Stefan Paul,Benjamin Schroeder, Violetta Zupancic) werfen Stimme und Körper in den Ring, am Klavier begleitet Stefan Paul (der auch Teile der Musik komponiert hat). Die Sänger Yuka Yanagihara und Rainer Scheerer haben einen tragenden Part: Musik ist hier gleichberechtigt mit dem Text.

Jelineks frustriertes Fazit: "Würden nicht immer wieder Menschen nachwachsen, würde das Morden enden." Manche Zuschauer gingen ratlos schon in der Pause, der Rest applaudierte lange.

 

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