ZZ Top in der Frankenhalle: Schnelle Nummer von drei alten Männern

29.6.2019, 14:34 Uhr
ZZ Top in der Frankenhalle: Schnelle Nummer von drei alten Männern

© Stefan Hippel

Der Start ist holprig, der Sound mies. Zwar steigt die Band gleich mit einem Kracher ein ("Got Me Under Pressure"), doch das reichlich verhalten und uninspiriert. Scheinbar sind die Musiker noch nicht auf Betriebstemperatur.

Nach sechs Nummern – die Techniker haben den Hallenklang inzwischen glücklich im Griff – blitzt er dann kurz auf, der alte Glanz dieses einstmals so genialen Trios. Mit "I’m Bad, I’m Nationwide" sind ZZ Top live in Nürnberg plötzlich da, von jetzt auf gleich – hellwach und offenbar mit einem Mal warm gespielt. Und man erinnert sich wieder, warum Billy Gibbons als einer der besten Gitarristen auf diesem Planeten gehandelt wird: Weil er Riffs und Licks wie kein anderer geschrieben hat. Und weil er weiß, was man spielen muss, vor allem aber was nicht.

Bei "My Head's in Mississippi" und dem Merle Travis-Cover "Sixteen Tons" kommt so etwas wie Stimmung im Saal auf, doch über "Beer Drinkers & Hell Raisers", "Just Got Paid" und "Sharp Dressed Man" finden ZZ Top zurück in die Routine – als hätte jemand den unsichtbaren Schalter erneut umgelegt. Der göttliche Doppelschlag "La Grange"/"Tush" als Zugabe ertönt wie eine lustlos runtergezockte Pflichtübung, als finalen Rausschmeißer gibt es eine erbärmliche Version von "Jailhouse Rock", bei der Frank Beards klinischer Disco-Schlagzeugsound nur noch nervt. Zack, weg sind sie, die Tres Hombres. Sang- und klanglos. "Geht ab", wie es in Theatertexten so schön heißt. 75 Minuten, davon 65 Dienst nach Vorschrift, aber so läuft das in Texas: Man macht seinen Job, trinkt aus … und verschwindet in der Nacht.

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