Künstler druckt auf Toastbrotscheiben

15.5.2011, 12:14 Uhr
Künstler druckt auf Toastbrotscheiben

© dpa

Pinsel und Rollen baumeln über der Werkbank, Porträts von Freunden hängen an der Wand - gebannt auf Toast. Zwei kleinere Weißbrot-Objekte zeigen blaues Meer und Palmen. "Das sind Motive von Hawaii-Hemden. Und was ist das? Eben, Toast Hawaii", schmunzelt Jörg Baltes.

 

Der 53-jährige Künstler aus Sprendlingen in Rheinland-Pfalz druckt unter anderem Bilder auf Toastbrot. In seiner Werkstatt, einem ehemaligen Kuhstall, lagern seine knusprigen Schätze. Vom 2. Juli an sind sie in einer Ausstellung in der Landesvertretung Rheinland-Pfalz in Berlin zu sehen.

 

Toast-Kunst soll lange halten

 

Damit seine Toasts unvergänglich bleiben, habe er viel ausprobiert und schließlich eine Methode gefunden, erklärt Baltes. Das Druckverfahren gehe schnell, die Versieglung dauere aber mindestens eine Woche. "Ohne das Versiegeln kommt der Brotkäfer", fügt er hinzu und zeigt auf winzige Löcher in einem seiner ersten Toast-Versuche. Mittlerweile schwört er auf eine bestimmte Sorte. Drei Vorratspackungen davon liegen im Arbeitszimmer.

 

Dass er mit Lebensmitteln spielt, findet nicht jeder gut. Kritik bekam Baltes einmal von einer Ausstellungsbesucherin zu hören. Die Hilfsorganisation "Brot für die Welt" sieht die Arbeit des Künstlers aber eher positiv. Es sei "kein Skandal, wenn ein Künstler mal ein Toastbrot bemalt", sagt Pressesprecher Rainer Lang. Es habe "durchaus etwas Positives, wenn das Augenmerk auf das Brot gelenkt wird".

 

Schön: Mutter Gottes auf angefressenem Käsetoast

 

Auf die Idee, eckige Weißbrotscheiben als Druckunterlage zu verwenden, kam Baltes 2004. Damals sollte ein Käsetoast mit dem angeblichen Abbild der Jungfrau Maria im Internet versteigert werden. Die Kombination - Mutter Gottes einerseits und angefressener Käsetoast andererseits - fand der aus dem saarländischen Völklingen stammende Baltes nach eigenen Worten "niederschmetternd schön".

Künstler druckt auf Toastbrotscheiben

© dpa

Der 53-Jährige, der nach eigenen Angaben streng katholisch erzogen wurde, übt heute gern auf seine Weise Kritik an der katholischen Kirche. Eines seiner neuesten Werke - ein aus mehreren Toast-Scheiben bestehendes Oval - zeigt Papst Benedikt XVI. Statt einer Mitra prangt auf seinem Kopf jedoch ein riesiges Kondom in Pink. Er liebe die "Verwerfung zwischen technischer Welt und naivem Glauben", sagt der Künstler. Mit dem "Spritfresser", einem Schweinekonterfei auf Toast, prangert er die Herstellung von Biokraftstoffen an.

Als Karikaturist lebte Baltes seine satirische Seite von 1993 an bei Tageszeitungen aus. Seit knapp sieben Jahren bringt er seine Sozialkritik nun auf Toast. Er wolle den Menschen zeigen: "Nehmt euch mal nicht selbst so ernst. So wichtig sind wir doch alle nicht."