Kurzfilm: Valentinas Schicksal ist erschreckend aktuell

13.2.2016, 16:00 Uhr
Kurzfilm: Valentinas Schicksal ist erschreckend aktuell

© FN

Einprägsame Bilder erzählen eine Geschichte von Mitgefühl in einer asozialen Zeit: „Valentina“ legt Zeugnis ab für Mut zur Menschlichkeit in großer Gefahr und lässt deutlich erkennen, wie schnell ausweglos erscheinende Zwänge in einer Gesellschaft errichtet werden können. Vor dem Hintergrund des Leidens der Frauen und Männer im Langenzenner Gestapo-Strafarbeitslager während des Zweiten Weltkriegs transportiert der Film in wenigen Minuten eine ebenso eindringliche wie tiefgründige Botschaft.

Viel beachtete Premiere feierte „Valentina“ im Januar beim Max-Ophüls-Festival, dem wichtigsten Treffen für den jungen deutschsprachigen Film. Zuvor war eine erste Fassung den zahlreichen Beteiligten an dieser Produktion in Großhabersdorf vorgestellt worden.

Schulleiter Heinz Beiersdorfer verdeutlichte nun, welche Beziehung das Bonhoeffer-Gymnasium zu diesem Film hat, der vor allem an Schulen eingesetzt werden soll. Er erinnerte daran, dass Lehrerin Felizitas Handschuch sich mit Schülern in einem P-Seminar Fritz Stieglers „Valentina“-Roman vorgeknöpft hatte und daraufhin zum Telefon griff, um Produzent und Schauspieler Tobias Rosen, einem ehemaligen Schüler, zu sagen: „Das Buch ist toll, das muss verfilmt werden.“

Es war der Anstoß für ein außerordentliches Projekt, für das sich viele intensiv einsetzten. Tobias Rosen übernahm mit Tilman Braun und Max Kidd von der gemeinsam gegründeten Firma Y-Concepts die Produktion. Bekannte Darsteller wie Tessa Mittelstaedt („Tatort Köln“), Tobias Oertel oder Andreas Leopold Schadt („Tatort Franken“) wurden verpflichtet, genau wie Mitglieder der Cadolzburger Burgfestspiele. Träger des anspruchsvollen Projekts ist der Landkreis-Präventionsverein 1–2–3.

Valentina-Trailer from y-concepts on Vimeo.

Kurzfilm: Valentinas Schicksal ist erschreckend aktuell

© Foto: Sabine Rempe

Zuvor gab es einen Probe-Dreh, den die Teilnehmer des P-Seminars vom Drehbuch bis zu den Aufnahmen komplett übernommen hatten. Ein weiteres P-Seminar mit Lehrer Olaf Eckle gestaltete die Musik. „Eine tolle Erfahrung“, lobte Felizitas Handschuch, „auch wenn von unseren Ideen nichts direkt verwirklicht wurde.“ Sie habe dabei gelernt, dass „professionelle Drehbuchschreiber und Produzenten vor allem in Bildern denken“.

Auch Fritz Stiegler berichtete von seinen Erfahrungen: „Was soll man als Autor sagen? Natürlich unterscheidet sich der Film gravierend vom Buch – aber das sagen die Autoren immer.“ Der Schriftsteller aus Gonnersdorf gab offen zu, dass der Dialekt, der im Film gesprochen wird, ihm zunächst nicht durchweg zusagte: „Beim ersten Mal hatte ich eine Gänsehaut. Aber dann habe ich gemerkt, dass die ganze Botschaft im Film rübergebracht wird – und das ist es, was wirklich zählt.“

Vor Schülern, Eltern und Lehrern verwies Fritz Stiegler in der Aula des Bonhoeffer-Gymnasiums auf aktuelle Anklänge in „Valentina“: „Wir erleben gerade von einigen Seiten eine solche Hetze und schlechte Stimmung gegen Flüchtlinge in unserem Land – das ist schlimm und macht mir Angst.“ Engagiert appellierte er, solchen Parolen „keine Chance mehr zu geben“.

"Alle haben ohne Gage gearbeitet"

Über die Arbeit am Filmset sprachen in der Aula Regisseur Tilman Braun, Produktionsleiter Felix Rosen und Schauspieler Andreas Leopold Schadt, die zur Vorführung gekommen waren. Tilman Braun machte klar, dass es sich bei der Realisierung des Projekts um eine große Herausforderung handelte, die nur funktionieren konnte, weil sich viele selbstlos einsetzten: „Alle haben ohne Gage gearbeitet, und wir haben eine tolle Unterstützung zum Beispiel vom Freilandmuseum Bad Windsheim bekommen.“

Andreas Leopold Schadt, der als Ermittler im ersten fränkischen „Tatort“ mit von der Partie ist, machte klar, dass dieses bundesweit viel beachtete Engagement nichts mit seinem Auftritt in „Valentina“ zu tun hatte: „Die wussten, glaube ich, nicht einmal, dass ich Kommissar bin.“ Gefragt worden sei er „als fränkischer Schauspieler“ und er habe von Anfang an gewusst, dass die Gage aus „etwas zu essen und etwas zu trinken während der Dreharbeiten“ bestehen würde. Warum er mitgemacht hat? „Ich hatte sofort ein gutes Bauchgefühl für diesen Film und das hat sich ja dann bestätigt.“

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