Lars Walczyk ist begeistert von seinem USA-Abenteuer

23.11.2020, 08:45 Uhr
Lars Walczyk ist begeistert von seinem USA-Abenteuer

© Foto: Northeastern College

Aktuell ist Lars Walczyk zu Hause in Deutschland. Einen Heimatbesuch zur Weihnachtszeit hatte er ohnehin am Ende des ersten Semesters seines Studiums geplant. Jetzt hat er den Rückflug schon einige Wochen früher angetreten. Der Grund? Corona – wie sollte es in diesem verrückten Jahr auch anders sein.

Optimale Mischung

Der Fußballer, der seit 2017 für den FV Dittenheim in der Bezirksliga spielt, hat im August am "Northeastern Junior College" in Sterling sein Studium des Sportmanagements begonnen. Acht Semester und damit vier Jahre sind die Regelstudienzeit. Parallel trainiert und spielt Lars im College-Team Fußball – in Amerika Soccer genannt. Möglich wurde das Ganze durch ein Sportstipendium, das für ihn zugleich die optimale Mischung aus Studium und Fußball darstellt.

"Es war genau, wie ich es mir vorgestellt habe: Ich kann mich perfekt auf Schule und Sport konzentrieren", erzählt Lars Walczyk. Daran ändert für ihn auch die Tatsache nichts, dass Corona sein erstes Semester gehörig durcheinandergewirbelt hat. Zunächst musste er die ersten zwei Wochen in Quarantäne verbringen. Weil er direkt am Campus der Northeastern wohnt, war das kein größeres Problem: "Das Essen aus der Mensa wurde mir jeden Tag vor die Tür gestellt."

Als die 14 Tage vorbei waren, freute er sich umso mehr, wieder rausgehen zu können, seine Kollegen vom "Men‘s Soccer Team" kennenzulernen, gemeinsam in der Mensa zu essen, zum Bowling zu gehen und endlich voll zu trainieren und zu spielen. Die College-Mannschaft besteht aus 30 Fußballern, die etwa zur Hälfte aus dem Ausland kommen – Europa, Südamerika und Co. Beiname des Teams: The Plainsmen.

Fußball im Multi-Kulti-Team

Lars Walczyk fühlte sich in dieser Mulitkulti-Truppe von Beginn an rundum wohl, und auch die ersten Partien, die er (wie in Dittenheim gewohnt) im zentralen Mittelfeld absolvierte, liefen mit 3:0- und 6:1-Siegen erfolgreich für die College-Kicker. Das Training erlebte er als sehr intensiv. "Das habe ich schnell an meiner Fitness gemerkt. Ich hatte beim Laufen auf einmal einen Dreier-Schnitt für den Kilometer, das habe ich vorher nie geschafft."

Lars Walczyk ist begeistert von seinem USA-Abenteuer

© Foto: Sportfoto Wolfgang Zink

Mehr und mehr rückte dann aber die Corona-Problematik in den Vordergrund, als das Virus an der Uni ausbrach. Zunächst infizierten sich eine Sekretärin sowie ein Spieler eines anderen Teams der Northeastern, dann auch ein Kicker aus den eigenen Reihen. "Die Zahlen sind rapide gestiegen", berichtet Walczyk. Bei entsprechenden Tests stellte sich heraus, dass rund 70 Prozent von Lars‘ Mannschaft Corona-positiv waren. Er selbst blieb verschont und war später auch beim Schnelltest nach der Landung am Münchner Flughafen negativ.

Nimmt man die Anfangszeit mit hinzu, dann war Lars Walczyk rund fünf Wochen in Quarantäne. Gut, dass es im Wohnheim einen extra Raum gab, in dem die gesunden Spieler des Teams zumindest ein wenig Fußballtennis spielen konnten.

Grünes Licht für Heimflug

Im Oktober zeichnete sich zusehends ab, dass so schnell nicht wieder ein gemeinsames Mannschaftstraining stattfinden kann und das Studium nur noch virtuell läuft. Die ausländischen Studenten fragten deshalb bei ihrem Coach sowie bei den Professoren nach, ob sie nicht heimfliegen können. Sie bekamen grünes Licht.

So ist auch Lars nun wieder zu Hause, absolviert seine Vorlesungen und Hausaufgaben online (was angesichts von acht Stunden Zeitverschiebung nicht ganz einfach ist), hält sich individuell fit und hofft darauf, dass in Bayern ab Dezember sportlich wieder mehr möglich ist – zu gern würde er mit seinen Dittenheimer Kumpels dem Ball nachjagen.

Lars Walczyk ist begeistert von seinem USA-Abenteuer

© Foto: Sportfoto Wolfgang Zink

Beim FV hat er die Lust am Fußball, die zuvor ein wenig verloren gegangen war, wiedergefunden. Von klein auf drehte sich bei Lars sehr viel um Fußball, wobei er zahlreiche Erfahrungen gesammelt hat. Nach dem Start beim SV Schambach wechselte er bereits mit sieben Jahren zur SpVgg Greuther Fürth und wurde bis zur U15 beim Kleeblatt ausgebildet.

Dann folgte eine Station bei der SG Quelle Fürth und anschließend bei der SpVgg Ansbach. Dorthin hatte ihn sein Cousin Niklas Reutelhuber gelotst. Nach U17-Bayernliga und U19-Landesliga folgte eine Pause und durch den Kontakt zu den Metz-Brüdern schließlich das Comeback in Dittenheim. Für den FV hat der Schambacher, der an der Senefelder-Schule in Treuchtlingen sein Abitur abgelegt hat, inzwischen 86 Bezirksliga-Spiele (vier Tore) absolviert – nicht schlecht für einen 21-Jährigen.

Traum wäre der Sprung in die MLS

An solchen Zahlen kann man den Ehrgeiz ablesen, der Lars Walczyk auszeichnet. Auch der große Schritt nach Amerika hat letztlich den Grund, dass er sich weiterentwickeln und seine Grenzen ausloten möchte. Wie weit es am Ende reicht, wird sich zeigen. Ein Traum wäre natürlich der Sprung in den Profibereich. Die Chance, von einem Team der Major League Soccer (MLS) in den USA "gedraftet", also ausgesucht oder "gezogen" zu werden, besteht in den kommenden Jahren auf jeden Fall.

So oder so: Lars ist sich sicher, dass noch viele von den eingangs erwähnten "überragenden Erfahrungen" für ihn hinzukommen werden. Die beste davon ist bislang die Erkenntnis, "wie viel man unter perfekten Voraussetzungen erreichen kann".

Am College in Sterling dreht sich für ihn alles um Lernen und Fußball. Zu diesem Doppelpass kommen noch Assists wie etwa die Ernährung oder das Umfeld. Und auf all das freut sich der Schambacher, wenn er am 5. Januar wieder in die Staaten fliegt und ins zweite Semester bis Juni startet – dann, so hofft er, wieder mit mehr Fußball.

Ach ja, fast vergessen: Ursprünglich wollten wir mit Lars Walczyk darüber reden, wie er den Wahlkrimi in den USA sozusagen live und vor Ort erlebt hat. An der Uni, so erzählt er, war das Thema im Vorfeld gar nicht so präsent. Am Wahltag selbst war er bereits zurück in Deutschland, wo er dann auch die Auszählung und den Ausgang komplett verfolgte. "Das war sehr spannend, ich war aber ehrlich gesagt froh, wieder zu Hause sein", sagt er mit Blick auf Berichte über Protestszenen und Bürgerkriegsgefahr.

"Go Plainsmen"

Die Kleinstadt Sterling (rund 200 Kilometer nordöstlich von Denver) mit ihren knapp 15 000 Einwohnern hat er als "pro Trump" wahrgenommen. "Das war ein wenig unangenehm für mich, denn ich halte nicht so viel von dem", sagt der 21-Jährige mit einem Schmunzeln.

Insofern ist er ganz froh, dass Trumps Präsidentschaft weitgehend Geschichte sein wird, wenn er Anfang 2021 nach über 16 Stunden Flugreise ins gut 8000 Kilometer entfernte Sterling zurückkehren wird. US-Bundesstaat Colorado statt Freistaat Bayern heißt es dann wieder für ihn. Und obendrein auch: "Go Plainsmen!"

 

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