Bürgerversammlung

Limbacher klagen über Lärm, Gestank, Raser und einen "Schildbürgerstreich"

23.10.2021, 06:45 Uhr
Die Flurstraße ist schon seit Jahren keine Hauptstraße mehr. Auf der Bürgerversammlung wurde aber Kritik an der gültigen Rechts-vor-Links-Regelung laut.  

© Günther Wilhelm, NN Die Flurstraße ist schon seit Jahren keine Hauptstraße mehr. Auf der Bürgerversammlung wurde aber Kritik an der gültigen Rechts-vor-Links-Regelung laut.  

Schnelle Lösungen versprach Reiß nicht, dazu seien viele Themen zu komplex und die Interessen zu unterschiedlich. Man werde sich aber aller Anliegen annehmen und sich zumindest um Verbesserungen bemühen. Ein Überblick:

Die laute Biogasanlage

Bereits das erste Thema war eine deutliche Beschwerde über den Betrieb der Biogasanlage an der Ecke Flurstraße/Mühlenstraße. "Sie ist so laut, dass man zum Teil nicht mehr schlafen kann. Und der Gestank ist manchmal nicht zum Aushalten", erklärte ein Anwohner in der Schlachthofstraße. Gespräche mit dem Geschäftsführer der Betreiberfirma hätten zu nichts geführt. Seine Forderung daher: "Ich beantrage die Schließung der Anlage zumindest in der Form, wie sie momentan betrieben wird." Grundsätzlich sei ja nichts gegen eine solche Anlage einzuwenden, "doch die Zustände sind unzumutbar". Die Geruchsbelästigung ist ein Dauerthema.

OB Reiß zeigte sich aber überrascht: "Das Thema Lärm hatte ich bisher nicht so auf dem Schirm." In der Kritik steht dabei vor allem die Fackel der Anlage. Man sei mit der Firma ständig in Kontakt und werde nochmal ernsthaft mit ihr sprechen, kündigte der für Umwelt zuständige Stadtrechtsrat Knut Engelbrecht an und zeigte großes Verständnis für den Unmut der Bürgerinnen und Bürger: "Die Anlage ist sehr, sehr, sehr, sehr störend."

Allerdings habe sie eine Betriebsgenehmigung und Bestandsschutz. "Technisch ist sie in Ordnung, aber man muss sehen, ob der Betrieb immer passt", so Engelbrecht. Dabei geht es zum Beispiel um die Frage, ob die Hallentüren geschlossen bleiben. Rückblickend sei es ein Fehler gewesen, eine solche Anlage in einem Wohngebiet zu bauen. Die Stadt hatte auf dem Gelände der ehemaligen Kläranlage eine Biogasanlage errichtet und betrieben, später aber verkauft.

Engelbrecht warf aber auch einen Blick nach vorne: "Spätestens in fünf Jahren ist Schluss." Dann nämlich endet die Erbpacht für das städtische Grundstück, und es gibt einen Stadtratsbeschluss, dass sie nicht verlängert wird.

Weiterer Lärm durch Kühlaggregate

Kritik über zu großen Lärm löst auch der fleischverarbeitende Betrieb in der Liebigstraße aus. Verursacht werde er vor allem durch die Kühlaggregate dort parkender Liefer-Lastwagen. Das Umweltamt habe sich bereits darum gekümmert, verfüge aber nicht über ein geeichtes Messgerät, staunte eine Bürgerin.

"Das Gerät ist kaputtgegangen", räumte Reiß ein, ein neues müsse erst beschafft werden. Die Bürgerin schlug daraufhin vor, doch ein Gerät von der Nachbarstadt Nürnberg zu leihen. "Ein ausgezeichneter Vorschlag für eine pragmatische Lösung", lobte Reiß. "Wir werden zeitnah messen."

Noch mehr Lärm durch die A6

Die angestrebten Verbesserungen sind nach dem Ausbau der A6 trotz neuer Lärmschutzanlagen zumindest in Limbach offenbar nicht zu spüren. "Der Lärmschutz auf der Penzendorfer Seite wirft den Lärm nach Limbach", sagte ein Bürger und forderte weitere Maßnahmen. "Das sehe ich wie Sie", erklärte Thomas Sturm vom Bauamt. Er habe sich auch bereits mit der Autobahndirektion in Verbindung gesetzt. "Da hieß es: Die Grenzwerte werden eingehalten, Punkt." Man werde die Klagen aber weitergeben, so Reiß.

Flurstraße wieder Hauptstraße?

Gleich mehrere Bürgerinnen und Bürger sprachen die Verkehrssituation in der Flurstraße an. Problem Nummer eins: der "wahnsinnige Lärm", der durch das Abbremsen und Anfahren an den Rechts-vor-Links-Straßen noch erhöht werde. Die Forderung: "Rechts vor links aufheben und Tempo 30."

Doch das ist nicht so einfach. Zum einen gehen die Meinungen auseinander. "Die Flurstraße war ja Hauptstraße. Das wurde auf Wunsch der Bürger umgestellt", erinnerte Lutz Pfüller, der Leiter des Ordnungsamts und somit der Straßenverkehrsbehörde. Zum anderen gebe es für Tempo 30 rechtliche Voraussetzungen wie etwa eine Schule oder ein Seniorenheim. Die seien in der Flurstraße aber nicht gegeben. Auch OB Reiß hält nichts davon, ein Schild aufzustellen, dass man "nach drei Tagen wieder abbauen muss".

Die Rückkehr des grünen Pfeils?

Ein weiteres Problem in der Flurstraße: Einige Bürger vermissen den grünen Pfeil an der Kreuzung mit der Penzendorfer Straße. Der war nach Bürgerprotesten im vergangenen Jahr abgebaut worden. "50 Prozent sind dafür, 50 dagegen", schätzt Lutz Pfüller die Stimmungslage ein. Reiß versprach, dass sich der Verkehrsausschuss damit nochmals befassen werde.

Raser "fahren wie irre"

Ein Bürger übergab dem OB eine Liste mit 50 Unterschriften von Anwohnern rund um den "Bayern-Platz". Konkret geht es um Raser in der Eschenbach-, Tannhäuser- und Wolframstraße. "Die Autos fahren wie irre, da muss etwas geschehen. Man darf nicht warten, bis ein ein Kind angefahren wird", betonte eine Bürgerin. Klagen über zu schnelles Fahren kommen auch aus dem Bereich Schwabenstraße, Thüringer Straße, Frankenstraße und Hessenstraße. Hier müsse die Verkehrsüberwachung häufiger kontrollieren.

Ein Dach für die Bushaltestelle

Auch junge Bürgerinnen und Bürger können ihre Meinung vortragen. So bat ein Mädchen, an der Bushaltestelle am Waldfriedhof doch eine Regenüberdachung zu installieren. "Wir schauen uns das an", versprach Thomas Sturm.

Zugeparkter Kappelbergsteig

Die Straße "Kappelbergsteig" sei doch unter anderem mit dem Argument ausgebaut worden, dass der Schulbus vernünftig fahren könne. Nun aber fahre er nur etwa 20 Meter weit ein. "Wir fühlen uns von der Stadt veräppelt", sagte ein Bürger. "Das ist ein Wendeproblem wegen geparkter Autos", erklärte Reiß.

Stadtwerke-Chef Winfried Klinger will mit seinem Verkehrsexperten Tobias Mayr die Situation nochmal besprechen. Ein weiterer Bürger beklagte unter anderem das Rasen in einem engen Teilstück und beklagte, mit seinen Anliegen nicht bis zum OB vorzudringen. "Ich rufe Sie an", versicherte Reiß.

"Schildbürgerstreich" am Mariensteig

"Der Mariensteig ist ein Schildbürgerstreich", findet eine Anwohnerin aus dem hinteren Bereich der Straße und kritisierte die "Wildparkerei": "Da kommt ein Feuerwehrauto nicht immer durch. Wir haben für den Ausbau bezahlt, aber wir haben keine großen Verbesserungen." Sie forderte deshalb Markierungen der Parkplätze. "Die überwiegende Meinung der Bürger aber war dafür, auf Markierungen zu verzichten", gab Reiß zu Bedenken.

Anton Kotz von der Polizei fügte hinzu, dass Markierungen momentan rechtlich nicht bindend seien. Nötig dazu sei die Ausweisung etwa eines verkehrsberuhigten Bereichs. Thomas Sturm vom Baumt betonte, dass nur so geparkt werden dürfe, dass 3,50 Meter Fahrbahnraum nicht unterschritten wird: "Es gibt also schon ein Parkverbot. Das ist ordnungsgemäß gut geplant." Doch wird man im Rahmen der geplanten Verkehrsschau auch diese Situation nochmals ansehen.

Die Ellwanger Straße ausbauen?

"Was geschieht mit der Ellwanger und der Hans-Traut-Straße?" wollte ein Bürger wissen, schließlich gebe es in diesem Bereich doch Pläne für ein neues Wohngebiet. "Wenn das Baugebiet käme, müssten wir die Straßen ausbauen", erklärte Knut Engelbrecht. "Aber das ist noch weit in der Zukunft", ergänzte Thomas Sturm.

Eine Ampel für die Katzwanger Straße?

Sorgen bereitet auch die gefährliche Überquerung der Katzwanger Straße. "Das geht so nicht", sagte ein Bürger und forderte eine Fußgängerampel. "Wir haben uns das schon mehrfach angesehen, sind aber an gesetzliche Vorgaben gebunden", so Lutz Pfüller. "Wenn eine Ampel, dann wohl eher ein Vollampelausbau."

Der Sparkasse droht die Abrissbirne

Das Sparkassengebäude und die benachbarte frühere Gaststätte werden abgerissen. Hier sollen Wohnungen entstehen. Ein Bauantrag liegt vor und wird derzeit geprüft.

Querungshilfe für Limbacher Straße

Ein Bürgerin bat dringend darum, in der Limbacher Straße auf Höhe des Sparkassengebäudes einen Zebrastreifen oder eine Fußgängerampel zu errichten. "Da wird sich auf jeden Fall was tun", so Peter Reiß. Eine Querungshilfe ist bereits in Planung, die sei sogar noch sicherer als ein Zebrastreifen.

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