Lösungen für heikles Thema Vereinswechsel

2.6.2020, 08:02 Uhr
Engagiert sich ehrenamtlich im Fußball: Roland Mayer.

© Foto: TSV 1860 Weißenburg Engagiert sich ehrenamtlich im Fußball: Roland Mayer.

Lösungs-Arbeitsgruppe, Modalitäten, Austrittserklärung oder auch Statuserklärung – das hört sich alles erst einmal ziemlich bürokratisch an. Wie war es denn in Wirklichkeit für Sie, Herr Mayer, in der LAG Vereinswechsel des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) mitzuarbeiten?

Es hat sehr viel Spaß gemacht. Unter der Leitung von Präsident Dr. Rainer Koch und Geschäftsführer Jürgen Igelspacher haben wir uns zweimal zu je drei Stunden online getroffen. Wir waren zwölf Vereinsvertreter aus ganz Bayern von der 3. Liga bis zur B-Klasse plus die ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter des BFV. Es waren konstruktive Runden, alle tragen den jetzt erarbeiteten Vorschlag mit – auch wenn wenige dafür plädiert hatten, derzeit überhaupt keine Vereinswechsel zuzulassen.

Es liegen jetzt konkrete Vorschläge zum Thema Vereinswechsel auf dem Tisch. Wie stehen Sie zu den Entscheidungen, die vom BFV-Vorstand noch bestätigt werden müssen?

Ich denke, dieser erarbeitete Weg ist letztlich nichts anderes als die nochmalige Öffnung des bekannten Winterwechselfensters mit dem maximal möglichen Schutz für die Vereine, denn ohne Zustimmung des abgebenden Vereins geht jetzt bei einem Standartwechsel gar nichts. Es ist eben nicht wie sonst im Sommer, dass die festgeschriebene Ablöse überwiesen wird und der abgebende Verein schaut in die Röhre. Ebenfalls ist die Wandlung vom Amateur zum Vertragsamateur nur möglich, wenn der abgebende Verein zustimmt. Ich bin der festen Überzeugung, dass diese Lösung auch den bestmöglichen Interessenausgleich schafft. Die berechtigte Angst der Vereine, sie wären Spielerabgängen schutz- und hilflos ausgesetzt, ist damit genommen.

Die Kritik am Verband hat in den vergangenen Tagen zugenommen. Die Forderungen nach einem Saisonabbruch werden immer lauter, zumal Bayern neben Thüringen der einzige Landesverband im DFB ist, der die Spielzeit 2019/2020 nach Möglichkeit ab September fortführen will. Wie stehen Sie dazu?

Ich halte den bayerischen Weg noch immer für richtig und war von Anfang an für eine Verlängerung. Auch wenn die aktuelle Corona-Nachrichtenlage insgesamt sehr positiv ist und jeder von Lockerungen – auch für den Fußball – spricht, ist es gefühlt so, dass man davon ausgeht, im September wieder starten zu können. Wir werden sehen, ob das dann wirklich klappt, ich hoffe es sehr. Es muss sich zudem auch noch zeigen, ob das gegebenenfalls ohne Medikament oder Impfstoff überhaupt möglich ist. Sollte dies nicht klappen, brauchen die Abbruch-Landesverbände wieder neue Lösungen und große Kreativität, um ins gewohnte Herrenspiel- beziehungsweise Ligasystem einzugreifen und setzen eine zweite Saison aufs Spiel.

Wenn man sich die Entwicklung der vergangenen Wochen anschaut, dann könnte ihr persönlicher Lösungsvorschlag vielleicht die beste Variante sein: Sie hatten schon zu Beginn der Corona-Krise angeregt, die jetzige Saison bis Mai/Juni 2021 zu strecken und die Spielzeit 2020/2021 komplett zu streichen. Halten Sie weiterhin daran fest?

Ja, ich halte es noch immer für nicht realistisch – Corona hin oder her – die aktuell noch ausstehenden Ligaspiele im Herrenbereich bis Ende 2020 durchzuboxen, zumal uns zur entscheidenden Saisonphase das Wetter einen großen Strich durch die Rechnung machen könnte. Wenn wir aber die ausstehenden Spieltage bis circa Mai 2021 planen, haben wir genügend Spielraum für Verlegungen, Ausfälle, Pokalwettbewerbe, Privatturniere, Bildungsmaßnahmen und vieles mehr.

Noch offen ist nach wie vor, wie es im Frauenfußball sowie bei den Junioren/innen mit der aktuell unterbrochenen Saison 2019/

2020 weitergeht. Fortsetzung wie bei den Herren oder Abbruch? Was wäre Ihre Lösung?

Ich denke, deutlich mehr Argumente gibt es vor allem aufgrund von Altersstrukturen und altersgerechten Spielformen für einen Junioren-Abbruch. Die Ligastrukturen könnten/müssten dann bei Neustart vermutlich verkleinert und noch regionaler gemacht werden, um so gegebenenfalls weniger Spieltage absolvieren zu müssen. Aber all das muss ja auch auf Dauer kein Nachteil sein. Wenn ich richtig informiert bin, soll bis zum kommenden Wochenende eine Entscheidung fallen. Zum Frauen- und Juniorinnen-Spielbetrieb kann ich nichts sagen, da ich mich da zu wenig auskenne. Die Juniorinnen würde ich aber wie die Junioren eher auf Abbruch sehen.

Zur Person

Roland Mayer engagiert sich seit vielen Jahren ehrenamtlich in verschiedenen Funktionen bei seinem Heimatverein, dem TSV 1860 Weißenburg. Aktuell ist er zusammen mit Jonas Herter Fußball-Spartenleiter und obendrein Webmaster für die Homepage des Gesamtvereins. Mayer ist auch als Schiedsrichter sowie als Junioren-Spielgruppenleiter des Kreises Neumarkt/Jura aktiv. Er kennt den Amateurfußball folglich in vielen Facetten. Beruflich ist er für die Wüstenrot-Agentur in Weißenburg tätig. Mit seiner Frau Romina und seinen vier Söhnen lebt der 39-Jährige in Weißenburg.

 

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