Mutige Bewerberinnen vor der Jury

Neues Christkind: So lief die Wahl im Rathaussaal ab

4.11.2021, 06:44 Uhr
Sieht aus wie ein Tribunal, ist nur die Christkind-Jury: Teresa Windschall (l.) punktete dabei mit Ruhe und kreativen Antworten.

© Roland Fengler Sieht aus wie ein Tribunal, ist nur die Christkind-Jury: Teresa Windschall (l.) punktete dabei mit Ruhe und kreativen Antworten.

Das Ambiente: Für ein neues Christkind öffnet das Rathaus seine Prunkräume. War es bisher der sogenannte Schöne Saal mit der Barock-Decke, so fand die Wahl diesmal im Historischen Rathaussaal statt, dort gibt es mehr Platz für Corona-Abstände. Der Glamour-Faktor hält sich trotz Kronleuchtern in Grenzen: Kaffee für die Juroren, Brezen und Süßigkeiten für die sechs Finalistinnen, die gemeinsam nebenan im Konferenzzimmer die Wartehölle durchstehen.

Haben sich tapfer geschlagen: die sechs Finalistinnen Sarah Bolsinger, Miriam Scherzer, Sophia Lechner, Teresa Windschall, Nele Fehling und Sophia Sellin (v. l.).

Haben sich tapfer geschlagen: die sechs Finalistinnen Sarah Bolsinger, Miriam Scherzer, Sophia Lechner, Teresa Windschall, Nele Fehling und Sophia Sellin (v. l.). © Roland Fengler

Eine Miss-Wahl ist es eh nicht, wie Stadtsprecher und Juryvorsitzender Andreas Franke klarstellt. 25 Medienvertreter beobachten die dreistündige Sitzung von den Zuschauerplätzen aus; er bittet sie um Fairness und Diskretion bei Texthängern.

Die Prüfung: Geht es in den ersten Runden des mehrstufigen Christkind-Wahlverfahrens um Optik, Lebenslauf und die Mobilisierung von Unterstützer-Unterschriften, zählt bei der nicht-öffentlichen Endauswahl nun die ganze Person. Für etwa 20 Minuten treten die Kandidatinnen nacheinander zum Vorstellungsgespräch an. Stimme, Charisma und inhaltliche Überzeugungskraft geben erste Hinweise, wem dieses anspruchsvolle Amt zuzutrauen wäre.

Jede muss ein frei gewähltes Gedicht vortragen (diesmal: Ringelnatz, Tucholsky, Rilke, Lessing, Agnes Kunze und ein selbstgeschriebenes) und den Prolog zur Christkindlesmarkt-Eröffnung. Und manchmal bittet Schauspieldirektor Jan Philipp Gloger dann, dasselbe noch einmal anders zu sprechen. Da glühen einige Wangen vor Aufregung. Tapfer beantworten die Mädchen das Fragenfeuer. Wie gehst du mit Stress um? Hast du Erfahrung mit Menschen mit Behinderung? Was sagst du einem Kind, das fragt, ob du echt bist? Mit welchen drei Worten würden dich deine Freunde beschreiben?

Die Jury: Ihre Besetzung variiert, aber manche Posten sind immer gesetzt: die Chefs und Chefinnen von Schauspielhaus, Tourismuszentrale, städtischem Marktamt und Kommunikationsamt sowie das Vorgänger-Christkind. Die Übrigen sind Journalisten der Lokalmedien, auch Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung sind vertreten.

Die Entscheidung: Die zwölf Juroren diskutieren eine halbe Stunde bis zu ihrer einstimmigen Einigung auf die 17-jährige Teresa Windschall. Mehrere Mädchen haben ihre Fans. Dann werden Argumente abgewogen: Wie unerschütterlich wirkt jemand? Wie natürlich oder wie einfallsreich? Könnte zu große Nervosität dem Mädchen im Weg stehen, könnte es noch eine bessere Vortragstechnik lernen?

"Ihr alle wart Superkandidatinnen, wir waren der Überzeugung, ihr hättet es alle machen können", lobt Jurychef Franke die Ausgeschiedenen. Oberbürgermeister Marcus König – sie beide begrüßen das erste Christkind in ihren Amtszeiten – schaut aus dem Büro vorbei und überreicht der Gewinnerin Blumen mit der Feststellung: "Das ist das wichtigste Amt der Stadt!" Im Nürnberger Kalender ist es einer der wenigen Termine mit gigantischem Medienaufgebot. Das gekürte Christkind verschwindet erst mal hinter einer Wand aus Kameras und Mikrofonen. Etwas abseits die fünf Beinahe-Christkinder, mit traurigen Gesichtern, aber tröstend umarmt von ihren Familien.

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