Niedriglohnsektor leidet besonders

14.12.2020, 20:40 Uhr

So haben seit März 150 000 Minijobber ihren Arbeitsplatz verloren. Generell sind diejenigen stark gebeutelt, die wenig verdienen: Wer lediglich ein Einkommen von bis zu 900 Euro pro Monat hat, hat in der Krise statistisch gesehen fast die Hälfte seines Einkommens verloren. Bei den Menschen, die monatlich mehr als 4500 Euro verdienen, hatte hingegen nur jeder Vierte Einbußen hinzunehmen, so der DGB.

Die Einkommensunterschiede sind demnach auch regional stark ausgeprägt: Im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim ist statistisch gesehen das Niedriglohnrisiko am höchsten (24,4 Prozent), am geringsten ist es in der Stadt Erlangen (8,3).

Um zunächst einmal nicht entlassen zu müssen, schickte ein Fünftel der mittelfränkischen Betriebe seine Mitarbeiter in Kurzarbeit. In der Gastronomie war es sogar mehr als die Hälfte. Dennoch ließ sich mit dem Instrument der Kurzarbeit ein Anstieg der Arbeitslosenzahlen nicht verhindern: Im Vergleich zum November 2019 sind allein im Arbeitsagentur-Bezirk Nürnberg aktuell 32 Prozent mehr Menschen arbeitslos gemeldet.

Trotz der schwierigen Lage hält Stephan Doll, Geschäftsführer des DGB Mittelfranken, den harten Lockdown für notwendig. Er treffe Branchen wie das Hotel- und Gaststättengewerbe und den Einzelhandel schwer. "Für den stationären Handel muss es auch eine Unterstützung geben", fordert Doll. Diese Unterstützung müsse aber auch bei den Beschäftigten ankommen, mahnt Regina Schleser, Geschäftsführerin für die Region Nürnberg-Fürth der Gewerkschaft Nahrung, Genuss und Gaststätten.

Sie geht noch einen Schritt weiter: Die staatlichen Wirtschaftshilfen sollen an eine Beschäftigungssicherung gekoppelt werden. Zudem fordert Schleser eine Corona-Soforthilfe von 1000 Euro für alle Beschäftigten in der Gastronomie, denn diesen fehle momentan nicht nur der feste Lohn, sondern auch das Trinkgeld. "Die geringfügig Beschäftigten stehen vor dem Nichts", sagt Schleser.

Nicht nur die Gastronomie und der Einzelhandel kämpfen mit der aktuellen Situation. Dass es im Zuge der Krise zu Personalabbau kommen könnte, das befürchtet auch Matthias Birkmann, Geschäftsstellenleiter der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft: "Derzeit fahren die Züge im Fern- und Nahverkehr weiter. Allerdings nutzen weniger Fahrgäste die Angebote. Über Weihnachten werden wenige Menschen verreisen. Somit fehlen Einnahmen. Dem stehen hohe Ausgaben gegenüber." Ein Rettungspaket für den öffentlichen Personennahverkehr müsse her, sagt Birkmann.

Hilfe von der Politik fordert auch Ruth Brenner von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft: "Wir hängen in der Digitalisierung zehn Jahre hinterher", sagte sie. Es fehle an Infrastruktur und Fachkräften, noch immer müssten Lehrer ihre privaten Laptops nutzen, und der Arbeitsschutz sei nicht ausreichend – alles Themen, die schon lange bekannt, aber durch die Krise in den Fokus gerückt seien. "Wir haben 120 000 Lehrer und nur zwei Betriebsärzte", sagt Brenner. "Das kann nicht funktionieren."

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