Obermichelbacher Weihnachten für Flüchtlinge

26.12.2015, 10:00 Uhr
Obermichelbacher Weihnachten für Flüchtlinge

© Foto: Felix Balandat

Die Erwachsenen drängen nach vorne, um zu filmen. Kleinkinder starren auf ihre Spielgefährten. So etwas haben die Flüchtlinge noch nicht gesehen: Fünf Mädchen im Grundschulalter bringen unter Leitung des Sängers Peter Priebe neuen und alten Obermichelbachern in der Bürgerhalle ein Weihnachtsständchen.

Etwa 180 Menschen sind am Samstag auf Einladung der Flüchtlingshilfe Obermichelbach zu einer interkulturellen Weihnachtsfeier zusammengekommen. Im September sind die ersten Flüchtlinge in einer Lagerhalle im Gewerbegebiet Untermichelbach untergebracht worden. Viele der zurzeit etwa 90 Bewohner der Notunterkunft kommen aus muslimisch geprägten Ländern, hauptsächlich aus dem Iran, Irak und Syrien. Für sie ist der Advent auf dem Land mit seinen zahlreichen Traditionen etwas Neues – und Aufregendes.

„Fröhlichkeit zu spüren“

Das meint zumindest Hatem al-Hamad aus dem syrischen Aleppo. „Wir freuen uns alle sehr darauf, hier Weihnachten zu feiern. Das ist eine ganz andere Tradition. Ich kann es nicht festmachen. Ich spüre die Fröhlichkeit der Menschen“, sagt al-Hamad, der seit neun Wochen in der Unterkunft lebt.

Der Physiotherapeut ist Muslim, für ihn ist Religion allerdings nicht wichtig. So schätzt er auch den Großteil der Flüchtlinge im Ort ein. „Die meisten von uns sind junge Leute. Wir sind hier, weil wir frei sein wollen. Zuhause gibt es keine Freiheit. Deshalb sind wir auch sehr aufgeschlossen“, erklärt al-Hamad.

Weihnachten ist ihm nicht unbekannt. Schon in Aleppo hat er mit christlichen Freunden das Fest gefeiert. Den traditionellen Advent wie in Deutschland gab es dort jedoch nicht. „Ich liebe Weihnachtsmärkte, besonders den in Fürth. Und natürlich Glühwein“, so al-Hamad. Neben ihm sitzt Fatina Hourani, eine ältere Dame, ebenfalls aus Syrien. „Sie ist gläubig. Aber ihr macht es nichts aus, wenn ich Glühwein trinke“, erklärt al-Hamad. Fatina Hourani spricht nur einige wenige Wörter Englisch und Deutsch. Sie meint: „Das ist sehr neu für mich. Die Geburt Jesu. Mein erstes Weihnachten.“

„Wir können nicht erwarten, dass alle hier mit uns Weihnachten feiern“, heißt es einige Tische weiter bei einer Gruppe von alteingesessenen Obermichelbachern. „Die Adventszeit ist einfach eine gute Gelegenheit, ein entspanntes Zusammenkommen aufzuziehen“, meint eine ältere Dame.

Zahlreiche Kinder toben durch die gut gefüllte Bürgerhalle, einheimische wie neu angekommene. Die Älteren sitzen zusammen an den weihnachtlich dekorierten Tischreihen, plaudern und machen Fotos bei selbstgebackenen Kuchen.

Freiwillige der Obermichelbacher Flüchtlingshilfe haben die Feier organisiert, darunter auch Tamara Büdel. Sie meint: „Wir haben ganz klar keinen Missionsgedanken. Doch wir haben noch so viele Geschenke, da bietet sich eine Weihnachtsfeier einfach an.“ Im Rahmen des gemeinsamen Nachmittags haben Helfer Geschenke der Grundschule Veitsbronn und selbstgenähte Taschen der Handarbeitsgruppe rund um Ingrid Werny an alle Flüchtlinge verteilt.

Die Bewohner der Notunterkunft bleiben manchmal wenige Tage, manchmal mehrere Wochen, bevor sie auf andere Unterkünfte verteilt werden.

So auch Hatem al-Almad. Er wohnt mittlerweile in Nürnberg. Obermichelbach bleibt er jedoch verbunden. „Eine Freundin hat mich zu ihrer Familie nach Hause eingeladen. Wir werden gemeinsam Weihnachten feiern“, erzählt er voller Vorfreude.

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