Gefräßige Fische oder eine radikale Mähaktion?

20.11.2014, 19:46 Uhr
Gefräßige Fische oder eine radikale Mähaktion?

„Der Bewuchs ist an einigen Stellen im kritischen Bereich, aber es geht nicht nur um ein paar Angler. Für die Hochwassersteuerung müssen wir den Kanal offenhalten“, sagte Simon Hofmeister vom Wasserwirtschaftsamt Regensburg. Der Feind ist das „Vielblättrige Tausendblatt“, eine Wasserpflanze mit der zungenbrecherischen lateinischen Bezeichnung Myriophyllum Heterophyllum.

Das immergrüne Wassergewächs hat in dem praktisch stehenden Gewässer der Scheitelhaltung des Alten Kanals offenbar ideale Lebensbedingungen gefunden — obwohl das Kraut da eigentlich gar nicht vorkommen dürfte. Das Tausendblatt zählt nämlich zu den Neophyten, pflanzlichen Migranten. Seine Heimat ist eigentlich Nordamerika. „Das ist eine invasive Pflanze, sie gehört hier nicht hin, und sie soll sich nicht ausbreiten“, erklärte Christine Federl von der Unteren Naturschutzbehörde.

Wie das Gewächs in die Oberpfalz eingeschleppt wurde, ist unklar. Recherchen in der botanischen Literatur besagen, dass das Tausendblatt als Teichpflanze in Gartencentern vertrieben worden ist.

Extrem widerstandsfähig

Das Tausendblatt macht seinem Namen alle Ehre: Das Grünzeug ist so widerstandsfähig, dass es sogar nach Austrocknung oder Frost selbst im Dunkeln keimfähig ist. Ein Blatt reicht aus, um eine neue Pflanze zu bilden. Neophyten können ganze Öko-Systeme durcheinander bringen und andere Pflanzenarten verdrängen. Deshalb ist die Auswilderung verboten. Aber Papier ist geduldig.

Zu Methoden der Bekämpfung wird gegenwärtig eine Bachelor-Arbeit angefertigt. Außerdem haben sich Fischer, das Wasserwirtschaftsamt und die Naturschützer des Landratsamtes für ein gemeinsames Projekt zusammengetan und die rund sieben Kilometer lange Kanalpassage von der Loderbacher Hauptstraße bis zur Landkreisgrenze bei Oberölsbach in sechs Abschnitte eingeteilt, um jeweils unterschiedliche Bekämpfungsmethoden auszuprobieren.

Karpfen und Rotaugen

In einem Kanalstück unterbleiben jegliche Entkrautungsmaßnahmen mit der Absicht, den Verlauf des Pflanzenwuchses zu beobachten. Dann sind zwei Abschnitte der historischen Wasserstraße mit Fischgittern abgetrennt. Dort sind unter anderem Karpfen, Graskarpfen und Rotaugen teils in großer Zahl ausgesetzt worden — in der Hoffnung, dass die hungrigen Fischmäuler sich so massiv an dem Grünzeug gütlich tun, dass das Tausendblatt ordentlich dezimiert wird. Dann gibt es einen Abschnitt, in dem das Kraut mit einem großen Rechen herausgerupft wird. In weiteren Passagen kommen Spezialmähmaschinen zum Einsatz, die das Tausendblatt abschneiden — eine Version mit einem und eine weitere Version mit zwei Schnitten. Das wuchernde Grünzeug ist offenbar so hartnäckig, dass es mit Schnellschüssen nicht getan ist. „Das muss man langfristig betrachten, ein Jahr ist kein Jahr, eventuell müssen wir nachjustieren“, meint Simon Hofmeister vom Wasserwirtschaftsamt Regensburg. Erste Zwischenergebnisse sollen Mitte Dezember bei einem Treffen aller Beteiligten ausgetauscht werden. Naturschützerin Christine Federl vom Landratsamt schließt nicht aus, dass brauchbare Resultate erst nach einem Zeitraum von fünf Jahren vorliegen.

Simon Hofmeister denkt schon einmal an eine Radikalkur: „Wenn alles schief geht, dann läuft es auf einen massiven Mäheinsatz hinaus.“

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